Möglichkeit für Krebspatientinnen Eizelle im Reagenzglas gereift
27.07.2009, 10:26 Uhr
Eine menschliche Eizelle in mikroskopischer Aufnahme.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
US-Forscher haben – nach eigenen Angaben erstmals – die zunächst unreife Eizelle einer Frau im Reagenzglas bis zu einem weit fortgeschrittenen Stadium reifen lassen. Die Gruppe um Teresa Woodruff von der Northwestern University in Chicago berichtet im Journal "Human Reproduction" von ihrem Erfolg. Die Experimente sollen eines Tages Hilfe für junge Krebspatientinnen bringen, heißt es in einer begleitenden Erklärung der Hochschule. Den Betroffenen könnten eines Tages vielleicht unverzüglich nach der Diagnose Krebs und vor dem schnellen Beginn der Therapie unreife Eizellen entnommen werden. So würden diese vor den die Fruchtbarkeit gefährdenden Medikamenten geschützt.
Nach der Reifung könnte die Eizelle dann tiefgefroren und gelagert werden, bis das Leiden unter Kontrolle ist. Danach, so der Plan, würde sich eine künstliche Befruchtung anschließen. Woodruff und ihre Kollegen hatten einer Patientin – mit deren Zustimmung und vor dem Beginn einer Krebstherapie – einen Follikel mitsamt der darin enthaltenen Eizelle entnommen. Ein Follikel ist eine winzige Blase in den Eierstöcken, in der die Eizelle heranreift. In einem speziellen Gel, das die natürliche Umgebung des Körpers nachbilden sollte, wuchs die Zelle heran. Sie bildete dabei auch jene Hormone, die im Körper entstehen.
Der letzte Schritt der Reifung fehlt allerdings noch, berichten die US-Wissenschaftler. Dafür muss die Eizelle unter anderem ihre Chromosomen von 46 auf 23 reduzieren (Meiose). Erst dann kann sie mit den Spermien, die die 23 Chromosomen des Vaters bringen, verschmelzen und zum Embryo werden. Diese letzte Teilung will Woodruffs Team jetzt auch noch auslösen. Daher ist auch noch nicht gezeigt, ob sich die nun in künstlicher Umgebung herangereifte Zelle auch befruchten lässt. Mediziner suchen nach Möglichkeiten, Frauen die Fruchtbarkeit zu erhalten. Dafür bleibt im Fall einer Krebsdiagnose, deren Behandlung schnell den Einsatz aggressiver Medikamente nötig macht, häufig nur wenig Zeit. In diesen Fällen könnte das künstlich Reifen der Zellen helfen.
Quelle: ntv.de, dpa