Therapieunterbrechungen Erhöhtes Krankheitsrisiko
01.12.2006, 14:33 UhrEine Unterbrechung der Therapie mit Medikamenten für HIV-Infizierte erhöht laut einer Untersuchung entgegen der bisherigen Annahme das Risiko, nicht Aids-typische Krankheiten zu bekommen. Das Risiko, nach einer Therapiepause zu sterben, sei in der Untersuchung mit fast 5.500 HIV-Infizierten um das 1,8-Fache erhöht gewesen, sagte Prof. Gerd Fätkenheuer von der Universität Köln am Donnerstag. Er hatte die internationale Untersuchung geleitet. Sie soll im "New England Journal of Medicine" publiziert werden.
Das Risiko einer Herz-, Kreislauf-, Nieren- oder Lebererkrankung sei bei einer Therapiepause um das 1,7-Fache höher gewesen. Ursprünglich sei erwartet worden, dass Therapieunterbrechungen Nebenwirkungen und langfristig negative Auswirkungen der Medikamente gegen das Virus verhindern könnten. "Genau das Gegenteil ist der Fall", sagte Fätkenheuer.
Mit Blick auf diese Ergebnisse sei die SMART-Studie vorzeitig abgebrochen worden, sagte Fätkenheuer von der Klinik für Innere Medizin. Das Projekt habe ursprünglich noch bis Anfang 2008 laufen sollen. Die meisten Wissenschaftler hätten von einer Therapiepause mit Blick auf die Nebenwirkungen positive Effekte erhofft. Ein internationales Konsortium hatte die Anfang 2002 gestartete Studie in vielen Ländern der Welt mit 5.472 HIV-Infizierten vorgenommen, erklärte der Kölner Experte. 215 Patienten aus zehn klinischen Zentren kamen demnach aus Deutschland.
Bei einer Hälfte der Patienten wurde die Gabe der Medikamente unterbrochen, bei der anderen Gruppe lief die Therapie weiter. Bei einer Kontrolle Anfang 2006 sei festgestellt worden, dass bei der Gruppe mit der Therapiepause das Krankheitsrisiko ums 1,7-Fache, das Todesrisiko ums 1,8-Fache erhöht waren. Es seien 30 Teilenehmer aus der Gruppe ohne Therapiepause gestorben, aber 55 Patienten aus der Gruppe mit Unterbrechung, erklärte Fätkenheuer.
An Kreislauf-, Nieren-, Herz- oder Lebererkrankungen waren 39 Patienten erkrankt, die weiter ihre Medikamente erhalten hatten, aber 65 HIV-Infizierte mit unterbrochener Medikamenten-Verabreichung. Dies sei ein "paradoxes" Ergebnis, betonte der Mediziner. Die Untersuchung kommt zu dem Fazit, dass HIV-Infizierte, die eine medikamentöse Behandlung benötigen, ihre Therapie ohne Unterbrechung lebenslang fortsetzten sollten.
Quelle: ntv.de