Vernetzung der Sinne Erst ab acht
02.05.2008, 16:58 UhrKinder verlassen sich beim Erfassen ihrer Umwelt entweder auf das Sehen oder auf das Fühlen, nicht jedoch auf beides zusammen. Erst ab einem Alter von etwa acht Jahren können sie die Eindrücke verschiedener Sinne wie Sehen, Tasten, Hören, Riechen und Schmecken gleichzeitig zur Bewertung von Situationen heranziehen, wie zwei Forschergruppen um Marko Nardini vom University College in London und Monica Gori vom italienischen Technologieinstitut in Genua herausgefunden haben.
Durch das Auswerten mehrerer Sinne können ältere Kinder dann ähnlich gut wie Erwachsene die Sinnesinformationen miteinander abgleichen, um die Umgebung präziser zu erfassen. Der fehlende Informationsabgleich beispielsweise für räumliche Eindrücke erkläre auch, warum sich kleinere Kinder leichter verliefen, berichtet das Magazin "Nature".
Gori und ihre Kollegen ließen Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren sowie Erwachsene die Länge zweier Klötzchen vergleichen. In drei Durchgängen konnten die Probanden die Klötzchen nur sehen, nur ertasten oder mit beiden Sinnen erfassen. Ein Klötzchen war mit 55 Millimetern immer gleich lang, das zweite hatte eine zufällig gewählte Länge zwischen 48 und 62 Millimetern.
Erwachsene und Kinder ab acht Jahren schnitten am besten ab, wenn sie beide Sinne nutzen durften. Kinder unter acht Jahren legten indes bei allen Tests die gleiche Erfolgsrate an den Tag - egal ob ihnen nur Sehen, Tasten oder beide Sinne zur Verfügung standen. Die Forscher schließen daraus, dass Kinder erst ab einem Alter von ungefähr acht Jahren ihre Sinne ähnlich gut wie Erwachsene zur Bewertung ihrer Umgebung zusammenschalten können.
Bestätigt wurde dieser Fund auch von britischen Forschern um Marko Nardini. Sie ließen Kinder im Alter von vier bis acht Jahren und Erwachsene in einem dunklen Raum eine spielerische Aufgabe erledigen: Die Probanden mussten an einer Stelle eine Spielrakete aufnehmen und sie an anderer Stelle im Raum betanken. Zur Orientierung im Raum gab es nur drei Wegmarken - einen Mond, einen Stern und ein Blitzsymbol. Zunächst fanden die Erwachsenen deutlich besser zum Startpunkt der Rakete zurück.
Dann manipulierten die Forscher jedoch den Rückweg, indem sie einzelne Sinne verwirrten. So schalteten sie die Wegmarken und damit das Gefühl für die eigene Position im Raum aus, oder sie setzten die Probanden in einen Drehstuhl und verwirrten den Richtungssinn der eigenen Bewegung. Die Erwachsenen fanden dadurch deutlich schlechter zurück und waren kaum noch besser als die Kinder. Bei den Kindern wiederum stellten die Forscher verblüfft fest, dass sich die Sinnesverwirrung kaum auswirkte. Ob sie alle Sinne nutzen konnten oder nur einen: Das Resultat war praktisch gleich. Die Forscher folgern daraus ebenfalls, dass sich Kinder auf die Informationen eines Sinnes beschränken, auch wenn mehrere zur Verfügung stehen.
Quelle: ntv.de