Putzen vor der Geburt Evolutions-Muster
30.03.2007, 09:00 UhrDer bei hochschwangeren Frauen oft beobachtete Putzfimmel lässt sich nach Darstellung des Psychologie-Professors Bernd Bossong wissenschaftlich erklären. "Zum einen steckt dahinter ein rudimentärer Instinkt, den wir auch aus der Tierwelt kennen", sagte der Landauer Wissenschaftler in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Viele Tierarten bauten vor der Geburt ihres Nachwuchses ein Nest, das exzessive Putzen der Wohnung sei damit vergleichbar.
Landauer Wissenschaftler hatten 80 Frauen nach ihrem Verhalten und ihren Gefühlen vor der Geburt ihres Kindes befragt. Dabei hätten 50 Frauen ein übersteigertes Putzbedürfnis in den letzten Wochen vor der Geburt eingeräumt. "Oft wussten die Frauen sogar, dass das Putzen eigentlich gar nicht notwendig ist -und konnten doch nicht anders", sagte Bossong. Das Phänomen sei bei den meisten der betroffenen Frauen innerhalb der letzten vier Wochen vor der Geburt zu beobachten.
Zur Erklärung dieses Verhaltens gibt es nach den Worten Bossongs aber auch einen psychologischen Ansatz. "Angst oder Aufregung können eingeschliffene Verhaltensmuster verstärken." Bei der Untersuchung habe sich gezeigt, dass vor allem Frauen, die Angst vor der Geburt hatten und schon vor der Schwangerschaft gerne putzten, exzessiv zu Lappen und Staubsauger griffen.
Psychiater hätten ihm berichtet, dass ihnen schon Schwangere wegen ihres extremen und unkontrollierbaren Verhaltens als Patientin mit Putzzwang vorgestellt worden seien, sagte Bossong. Der Professor rät zu einer gelassenen Betrachtung des Phänomens. "Die Ratgeberliteratur empfiehlt zu Recht: Man sollte es einfach geschehen lassen."
Quelle: ntv.de