Surfen im Internet Fitness für alte Gehirne
26.10.2008, 13:18 UhrIm Internet zu surfen, kann ältere Menschen geistig fit halten. Das Stöbern in Suchmaschinen aktiviere und trainiere wichtige Hirnbereiche stärker als zum Beispiel das Lesen von Büchern, berichten Wissenschaftler der University of California (UCLA) in Los Angeles. Dies gelte allerdings nur für Senioren, die mit Computern bereits vertraut seien. Die Studie wird nach Angaben der Universität im „American Journal of Geriatric Psychiatry“ veröffentlicht.
Die Forscher um Gary Small, Direktor des UCLA Center on Aging, hatten die Hirnaktivität von 24 Männern und Frauen zwischen 55 und 76 Jahren mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) analysiert. Mit fMRT-Aufnahmen können Stoffwechselvorgänge – die auf die Aktivität der Zellen im jeweiligen Bereich hinweisen – sichtbar gemacht werden. Die Hälfte der Probanden verfügte über viel Erfahrung mit Computern, die andere surfte gar nicht oder selten im Netz. Unterschiede im Bildungsniveau gab es nicht.
Zusätzliche Bereiche aktiv
Alle Testpersonen sollten zunächst einen Text lesen. Die fMRT-Bilder zeigten, dass dabei die für Sprache, Lesen, Gedächtnis und Verarbeitung visueller Reize zuständigen Bereiche des Gehirns aktiv waren. Mit einer Suche im Internet beauftragt, wurden neben diesen Zentren zusätzlich die Bereiche aktiviert, die bei komplexen Entscheidungsfindungen und Schlussfolgerungen involviert sind. Probanden mit umfangreichen Computer-Kenntnissen hatten dabei allerdings ein zweifach höheres Aktivitätslevel als die weniger erfahrenen Senioren. Mit zunehmender Übung werde sich die Aktivität vermutlich angleichen, erklärt Small.
Die Ergebnisse wiesen darauf hin, dass eine einfache Internetsuche täglich älteren Menschen helfen könne, ihr Gehirn fit und aktiv zu halten – ähnlich wie dies bislang für Kreuzworträtsel gelte, heißt es in der Mitteilung der Universität weiter. Zunächst solle nun aber erforscht werden, welche weite ren positiven oder auch negativen Auswirkungen die Nutzung moderner Technologien auf das alternde Gehirn haben kann. Der Technologie-Kritiker Nicolas Carr hatte in der Zeitschrift „The Atlantic“ vor einigen Wochen mit der provokanten These Aufsehen erregt, das Internet mache dumm. Weil jeder im Internet alles schnell finden könne, verflache die Wahrnehmung. Wissen werde nicht mehr gespeichert, sondern nur konsumiert und gleich wieder vergessen.
Quelle: ntv.de