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Kälte durch Kraftwerksschließungen Floridas Seekühe sind in Gefahr

Aufgeheiztes Kühlwasser von Kraftwerken, das in Flüsse oder ins Meer abgeleitet wird, hat weitreichende Umwelteinwirkungen, die von Naturschützern kritisiert werden. Doch jetzt dreht sich der Spieß um: Schließungen von Kraftwerken in Florida könnten den dort lebenden Seekühen zum Verhängnis werden.

Ein Florida Manati beim Tauchgang.

Ein Florida Manati beim Tauchgang.

(Foto: Albert kok, wikipedia)

Die geplanten Schließungen von Kraftwerken in Florida bedrohen die Bestände von Seekühen (Manati). Denn bei Kältewellen zieht sich ein Großteil der empfindlichen Wasserbewohner an die wärmenden Abflüsse solcher Anlagen zurück. Das berichten US-Forscher in der Zeitschrift "PLOS One". Um die gefährdete Tierart künftig bei Kälte zu schützen, müsse man schon jetzt anfangen, ihnen wärmere Gewässer zugänglich zu machen, betonen sie.

Das Florida-Manati (Trichechus manatus latirostris) ist eine Unterart des Karibik-Manatis, die ausschließlich im Südosten der USA lebt. Gerade auf Kälte reagieren die Tiere sehr sensibel: Fällt die Wassertemperatur längere Zeit unter 20 Grad Celsius oder kurzzeitig sogar auf etwa 10 Grad, können diese Seekühe sterben. Daher halten sie sich meist in der Nähe von Orten auf, die ihnen dann Schutz bieten – etwa warme Quellen, Abflüsse von Kraftwerken oder Gewässer, die sich durch Sonneneinstrahlung aufwärmen. Diesen Rückzugsorten bleiben die trägen Tiere oft lebenslang treu.

Warme Quellen bieten Schutz

Die Biologen um David Laist von der Marine Mammal Commission in Bethesda (US-Staat Maryland) untersuchten in der Zeit von 1999 bis 2011, wo die Tiere sich in kalten Winterphasen aufhalten. Knapp die Hälfte aller Manatis wärmte sich in der Nähe von Kraftwerken, etwa ein Sechstel schwamm zu warmen Quellen, ein gutes Drittel hielt sich an andere Gewässer. Gerade im Süden des Staates, wo die meisten Manatis leben, nutzten die Tiere Kraftwerke besonders stark – vermutlich weil es dort kaum warme Quellen gibt.

Allerdings starben im Süden besonders viele Tiere an Kälte – möglicherweise weil Kraftwerke geschlossen oder modernisiert wurden. Im Norden dagegen, wo viele warme Quellen sprudeln, verendeten weniger Tiere bei Kälte. Da warme Quellen den besten Schutz gegen Kälte bieten, solle man den Seekühen den Zugang dazu erleichern, betonen die Forscher. Dazu könne der Staat solche Gewässer aus Privatbesitz zurückkaufen, Dämme entfernen, die den Weg dorthin versperren, verbaute Quellen renaturieren und menschliche Aktivitäten dort beschränken.

"Es hat mehr als 50 Jahre gedauert, das heutige hohe Vertrauen der Manatis in die Wärme von Kraftwerksabflüssen zu schaffen", betonen die Wissenschaftler. Ähnlich lange könne es dauern, den Tieren Alternativen anzubieten. "Wir dürfen diese Arbeit nicht aufschieben, bis die Kraftwerke schließen," schreiben sie. "Eine Verringerung der Zahl der Kraftwerksabflüsse, von denen derzeit viele Manatis abhängen, könnte die größte Bedrohung für Manatis in den kommenden 50 Jahren sein."

Quelle: ntv.de, dpa

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