Wissen

Klimawandel treibt Mexikaner in die USA Flüchtlinge der Zukunft berechnet

An der Grenze zwischen Mexiko und den USA.

An der Grenze zwischen Mexiko und den USA.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

In Zukunft wird es immer mehr Klimaflüchtlinge geben. Forscher aus den USA berechnen, wie viele Mexikaner in den kommenden 70 Jahren das Land wegen der Auswirkungen des Klimawandels verlassen werden. Die Zahlen sind erschreckend hoch.

Der Klimawandel könnte bis zum Jahr 2080 bis zu 6,7 Millionen Mexikaner aus ihrem Land vertreiben, weil die Erträge der Landwirtschaft leiden. Dies haben Forscher aus den USA und China errechnet. Auch in zahlreichen anderen Regionen der Welt, etwa in Afrika, Lateinamerika, Indien, Bangladesch oder Australien, wird es aus diesem Grund Klimaflüchtlinge geben. Das schreiben die Experten in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS").

Auch der UN-Klimarat IPCC geht von solchen Wanderungen aus. Den Schätzungen des Gremiums zufolge könnte ein Anstieg der Temperaturen um zwei bis drei Grad bis zum Jahr 2050 weltweit etwa 200 Millionen Klimaflüchtlinge hervorbringen.

Schlechte Ernten vertreiben Menschen

Die Bauern in Mexiko kämpfen mit den Auswirkungen des Klimawandels.

Die Bauern in Mexiko kämpfen mit den Auswirkungen des Klimawandels.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Shuaizhang Feng von der Princeton University (Princeton/US-Staat New Jersey) und sein Team ermittelten zunächst, welchen Einfluss Ernteerträge auf die Migration nehmen. Dazu wurden Daten zum Klima, zu Wanderungen und zu Ernteerträgen aus zwei Zeiträumen (1995 -2000 sowie 2000-2005) miteinander verknüpft. Dabei stellte sich heraus, dass eine Verringerung der Ernteerträge um zehn Prozent dazu führt, das zusätzlich zwei Prozent der Bevölkerung das Land verlassen.

Als nächstes zogen die Wissenschaftler Prognosen zu den Auswirkungen des Klimawandels heran, um die Migration bis zum Jahr 2080 abzuschätzen. Das Ergebnis: Die Ernteerträge könnten um 39 bis 48 Prozent sinken. Dies würde 5,5 bis 6,7 Millionen Mexikaner zusätzlich aus dem Land treiben, heißt es in dem Journal.

Flucht nach Norden

Wer jedoch davon ausgeht, dass ein höherer Anteil des Treibhausgases Kohlendioxid in der Luft zu einem besseren Pflanzenwachstum führt, und dass das Land Gegenmaßnahmen einleitet, kommt zu Ernteerträgen, die lediglich um 10 bis 15 Prozent sinken. Das wiederum hätte die Abwanderung von 1,4 bis 2,1 Millionen Menschen zur Folge. Der Großteil von ihnen würde sich wohl nach Norden in Richtung USA aufmachen.

Täglich versuchen zahlreiche Mexikaner illegal die Grenze zur USA zu passieren. Viele von ihnen werden erwischt.

Täglich versuchen zahlreiche Mexikaner illegal die Grenze zur USA zu passieren. Viele von ihnen werden erwischt.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Die Prognose lasse sich nicht direkt auf andere Länder übertragen, schreibt das Team weiter. Viele der Faktoren seien spezifisch für Mexiko, etwa die wirtschaftliche Situation, der Bevölkerungsanteil an abwanderungswilligen jungen Leuten oder der Stellenwert der Landwirtschaft insgesamt. Dennoch könne ihre Methode auch für andere Regionen der Welt angewendet werden und etwa jene "hot spots" identifizieren, aus denen vermutlich besonders viele Menschen abwandern.

Eine klimabedingte Bevölkerungswanderung bringe bei fehlender Steuerung national wie international zahlreiche Probleme, schreibt Feng. Die wirtschaftliche Entwicklung könnte stark eingeschränkt werden; womöglich komme es zu Konflikten an den Grenzen. Auch politische und Menschenrechte seien in Gefahr.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen