Erinnerung bei Mäusen Forscher löschen Angst
17.03.2009, 06:00 UhrForscher haben Nervenzellen im Hirn von Mäusen getötet und damit gezielt und dauerhaft das Angstgedächtnis der Tiere gelöscht. Das berichtet eine Gruppe um Sheena Josselyn von der Universität Toronto. Die Resultate geben weitere Hinweise darauf, in welchen Regionen und sogar in welchen Nervenzellen das Gehirn seine Angsterfahrung speichert. Über mögliche Anwendungen dieser Technik – gar, um psychisch Kranken zu helfen – verliert die Gruppe um Josselyn in ihrer Grundlagenstudie kein Wort.
In vielen vorherigen Untersuchungen hatten Wissenschaftler jene Regionen identifiziert, die an der Angstverarbeitung beteiligt sind. Dies ist besonders die Amygdala, eine auch als Mandelkern bezeichnete Kernregion des Gehirns. Auch Teile der Angsterfahrung scheinen dort ihren Sitz zu haben, besonders in einem Bereich, der als laterale Amygdala bezeichnet wird. Josselyn und ihre Kollegen grenzten diese Angaben noch weiter ein: Sie vermuteten, dass das Angstgedächtnis besonders in einer vergleichsweise kleinen Gruppe von Nervenzellen beheimatet ist, in denen ein Protein namens CREB (cyclic adenosine monophosphate response element–binding protein) verstärkt produziert wird.
Langfristige Effekte der Angstlöschung
Für ihre im Journal "Science" beschriebenen Experimente konstruierte Josselyn Mäuse, in denen sich die Zellen mit hohem CREB-Anteil gezielt töten lassen – die Werkzeuge dafür hält die Molekulargenetik standardmäßig bereit (das sogenannte Cre/loxP-System). Wer derart veränderten Mäusen eine bestimmte Substanz spritzt, löst nur in den gewünschten Zellen den Tod aus – in diesem Fall starben daraufhin die CREB-Zellen. Mäuse, die zuvor furchteinflößende Erfahrungen gemacht hatten, konnten sich nach dieser Behandlung nicht mehr daran erinnern. Dieser Effekt zeigte sich langfristig. Bei unbehandelten Mäusen blieb diese Erinnerung dagegen erhalten.
Ein weiterer Kontrollversuch: Die Wissenschaftler töteten ähnlich viele Zellen der lateralen Amygdala, die das CREB-Protein aber nicht vermehrt bildeten – auch dies löschte die schlechte Erfahrung nicht. Diese wurden den Versuchstieren übrigens mit einem Standard-Verfahren "eingebläut": In einer kleinen Kammer wurden sie einem lauten Ton ausgesetzt, an dessen Ende sie einen Stromschlag bekamen und so beides miteinander verbanden. Derart erschreckte Tiere erstarren, wenn sie den Ton wieder hören. Diese Reaktion war bei den Tieren mit den ausgelöschten Zellen deutlich reduziert.
Quelle: ntv.de