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Aus dem Meer gefischt Forscher sichten Vielzeller

Trichoplax adhaerens, der bisher einzige Vertreter des Tierstamms der Plattentiere.

Trichoplax adhaerens, der bisher einzige Vertreter des Tierstamms der Plattentiere.

(Foto: B. Schierwater, Tierärztliche Hochschule Hannover)

Bislang kannte die Forschungswelt nur ein einziges Plattentier, nun haben Forscher aus Hannover gleich mehrere neue Arten entdeckt. "Diese Explosion eines Tierstamms ist äußerst bemerkenswert", sagte Bernd Schierwater von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Mit seinem Kollegen Michael Eitel berichtet er im Fachjournal "Molecular Ecology" über die Entdeckung. Die Plattentiere sind primitive Vielzeller, die als Modellsystem für die Evolutionsbiologie und die Entwicklungsgenetik eingesetzt werden.

Verschiedene Gattungen und Familien

Die Forscher sammelten die nur wenige Millimeter großen Plattentiere (Placozoa) im Mittelmeer, dem Indischen Ozean, der Karibik, vor Australien und Hawaii. Erst bei der Analyse der primitiven Vielzeller fanden die Forscher laut Schierwater "völlig unerwartet" mehr als ein Dutzend neuer genetischer Linien, die sich offensichtlich seit mehreren hundert Millionen Jahren getrennt entwickelt haben. Zumeist würden enge Verwandte bereits bekannter Arten gefunden. Die Neuentdeckungen repräsentierten dagegen verschiedene Gattungen, Familien und vermutlich sogar Ordnungen.

Der Tierstamm der Plattentiere war bisher der einzige, der nur aus einer Art bestand: Trichoplax adhaerens, von Schierwater übersetzt als "haarige Platte, angeheftet". "Trichoplax adhaerens ist der am einfachsten gebaute Vielzeller überhaupt. Jetzt hat er unerwartet eine reiche Schar an Schwestern bekommen", erklärte Michael Eitel.

Vielleicht bessere Modellorganismen

Namen haben die neu entdeckten Arten noch nicht. Sie besetzen den Forschern zufolge ganz verschiedene ökologische Nischen, was die Klassifizierung als getrennte Arten stützt. Außerdem ist die Verbreitung der einzelnen Arten von Norden nach Süden in den Weltmeeren sehr unterschiedlich und sie sind nicht alle gleich gut im Labor zu züchten.

Trichoplax adhaerens wird in vielen Laboren als Modellorganismus genutzt. Die Untersuchungen hätten jedoch gezeigt, dass sich unter den neu entdeckten Arten noch besser geeignete Modellorganismen befinden. "Weitere Analysen werden zeigen, welche Art sich dafür anbietet”, sagte Schierwater.

 

Quelle: ntv.de, dpa

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