Wirbel um Madeira-Maus Forscher spekulieren über Wikingerbesuch
13.02.2014, 02:49 Uhr
Als blinde Passagiere auf Wikingerschiffen erreichten die Mäuse im Mittelalter selbst entfernteste Länder.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein rätselhafter Fund auf Madeira beschäftigt die Wissenschaft: ein etwa 1000 Jahre altes Mäuseskelett. Die Frage: Wie kam der Nager so früh auf die damals unbewohnte Atlantik-Insel? Möglicherweise reiste das Tier im Gepäck von Nordmännern.
Der Fund von uralten Maus-Knochen regt die Wissenschaft zu Spekulationen an: Die Insel Madeira wurde demnach möglicherweise vor rund 1000 Jahren von Wikingern besucht - 400 Jahre vor der Inbesitznahme durch Portugal. Das folgern Forscher nach einer Analyse von Mausknochen, die von der Atlantik-Insel stammen. Die Tiere seien wahrscheinlich mit Menschen auf die Insel gelangt, vermuten die Wissenschaftler in den "Proceedings of the Royal Society B". Vermutlich hätten die Wikinger die kleinen Nager auf dem Eiland hinterlassen.
Forscher gehen davon aus, dass Mäuse nicht natürlich auf Madeira vorkamen, sondern erst durch den Menschen dorthin gelangten. Die Insel wurde 1419 von Portugal in Besitz genommen, und im Gegensatz zu den südlicher gelegenen Kanarischen Inseln gab es hier wohl keine Ureinwohner, auch wenn Seefahrer hier schon früher anlegten. Nun untersuchten Wissenschaftler um den Zoologen Josep Antoni Alcover vom Forschungsinstitut IMEDEA (Institut Mediterrani d’Estudis Avançats) auf Mallorca Überreste einer Hausmaus (Mus musculus), die am Ostzipfel von Madeira entdeckt wurden. Mit der Radiokarbonmethode datierten sie den Fund etwa auf das Jahr 1033.
Alternative Erklärungen unwahrscheinlich
Doch wie kam das Tier damals auf die Insel? Man könne nicht ausschließen, dass Mäuse auf natürlichen Flößen dorthin trieben oder von Vögeln gebracht wurden, schreiben die Autoren. Dies sei aber angesichts der Isolierung Madeiras unwahrscheinlich - zumal die Inseln des westlichen Mittelmeers, die viel näher am Festland liegen, lange Zeit mausfrei waren.
Vermutlich hätten Menschen Mäuse nach Madeira gebracht, folgern die Forscher. Dafür kämen die Wikinger infrage, die Studien zufolge bei ihren Reisen Mäuse auch an anderen Orten hinterlassen hätten. Gestützt werde dieser Verdacht durch frühere Genuntersuchungen von Mäusen aus Madeira. Demnach ähnelt das Erbgut der Tiere jenem von Artgenossen aus Skandinavien und Norddeutschland. "All diese Daten deuten, auch wenn sie kein Beweis sind, auf eine Verbindung zwischen den Wikingerreisen und der Anwesenheit der Maus auf Madeira hin", bilanzieren sie.
Quelle: ntv.de, ail/dpa