Zum Schutz vor Tuberkulose Forscher wollen Sanatorien zurück
27.10.2011, 17:09 Uhr
Sanatorium Schloss Tegel. Sanatorien waren am Ende des 19. Jahrhunderts vor allem wohlhabenden Menschen vorbehalten.
(Foto: Lienhard Schulz)
Da herkömmliche Antibiotika-Therapien bei vielen Tuberkulose-Patienten einfach nicht mehr wirken, fordern Forscher die Einrichtung von Sanatorien für Tuberkulosekranke. Nur so könnten weitere Ansteckungen weitestgehend vermieden werden.
Tuberkulose ist in immer mehr Fällen kaum noch heilbar, weil Antibiotika nicht mehr gegen die Erreger wirken. Einige Forscher fordern daher die Rückkehr von Sanatorien in Ländern, wo Resistenzen bei Patienten besonders stark ausgeprägt sind – etwa in Südafrika. Dadurch könnten weitere Ansteckungen verhindert werden. Außerdem könnten in den Einrichtungen Patienten, die unheilbar erkrankt sind, palliativmedizinisch versorgt werden. Der Ruf nach neuen Sanatorien kommt von zwei Professoren aus Südafrika und Italien. Ihr Plädoyer wurde im britischen Fachjournal "Lancet” veröffentlicht.
Nach dem jahrelangen Einsatz der beiden Antibiotika Rifampicin und Isoniazid gibt es rund eine halbe Million Fälle verschiedener Antibiotikaresistenzen bei TB-Erkrankten. Davon weisen zwischen 25.000 und 50.000 Infizierte eine besonders hohe Resistenz gegen die Medikamente auf, schreiben die Forscher. Bei diesen und auch anderen Resistenz-Fällen schlagen Behandlungen oft gar nicht mehr nicht an, so die Wissenschaftler. Trotzdem könnten die Erkrankten Monate oder gar Jahre mit der Krankheit leben – und so möglicherweise weitere Menschen anstecken.
Auch Europa ist betroffen
Neue Sanatorien zu errichten, sei überfällig, schreiben Keertan Dheda vom Lungeninstitut der Universität Kapstadt und Giovanni Migliori vom WHO-Kollaborationszentrum für Tuberkulose und Lungenkrankheiten im italienischen Tradate. Sie bemängeln fehlende Palliativeinrichtungen und Infektionskontrollen.
Dieses Problem treffe nicht nur unterentwickelte Länder wie Südafrika, wo die Tuberkuloserate sehr hoch ist. Auch in zentralen EU-Ländern sei die Behandlung von TB-Patienten mit besonders hohen Resistenzen mangelhaft. Welche Länder das sind, dürfe aufgrund der Richtlinien des Europäischen Zentrums für Seuchenprävention und -kontrolle nicht veröffentlicht werden.
Sanatorien waren noch in den 1970-er Jahren weit verbreitet, um Tuberkulose-Kranke abzuschotten. Mit dem medizinischem Fortschritt nahm die Zahl der TB-Fälle aber ab, die Einrichtungen wurden weniger.
Tuberkulose, früher Schwindsucht genannt, wird von Mykobakterien verursacht. Sie gehört neben HIV/AIDS und Malaria zu den weltweit häufigsten Infektionskrankheiten. Symptome sind etwa Schweißausbrüche, Gewichtsabnahme, Fieber oder Atemnot. Eine Infektion erfolgt über Tröpfchen in der Luft und geht meist von Menschen mit offener Lungentuberkulose aus.
Quelle: ntv.de, dpa