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Untreue unter Vögeln Fremdgehen sorgt für fitte Kinder

Nicht nur bei Menschen, auch in Vogelbeziehungen gibt es Seitensprünge. Erstaunlich dabei ist, dass der außerhalb der Partnerschaft gezeugte Nachwuchs auf lange Sicht gesehen fitter ist als die "legitimen" Geschwister: Er produziert mehr Nachkommen.

Viele Singvogelweibchen gehen fremd. Während sie sich die Mühsal des Brütens und der Aufzucht der Jungen einträchtig mit einem festen Partner teilen, zeigen die Gene der Eier bei vielen Arten eine ganz andere Geschichte. Forscher rätseln seit Jahren darüber, welche Vorteile für das Weibchen diese Entwicklung in der Evolution begünstigt haben könnte.

Nicht immer von denselben Eltern: Junko-Junge.

Nicht immer von denselben Eltern: Junko-Junge.

Eine Gruppe amerikanischer Ornithologen fanden jetzt eine mögliche Antwort: Die Kinder, die nicht vom eigentlichen Partner stammen, sind auf lange Sicht gesehen fitter, berichten sie in den "Proceedings B" der britischen Royal Society. Sie haben selbst im Schnitt mehr Nachkommen als ihre "legitimen" Geschwister.

Nicole Gerlach von der Universität von Indiana in Bloomington und ihre Kollegen nutzten die Daten einer gut untersuchten Gruppe des amerikanischen Junko (Junco hyemalis), eines unscheinbaren, ammerähnlichen Vogels in West Virginia. Bereits seit 1990 wird dort nicht nur jede Brut beobachtet und die Elterntiere identifiziert, sondern auch durch Entnahme von Blutproben die wahren Verwandtschaften festgestellt. Gerlach verfolgte nun erstmals das weitere Schicksal der Jungvögel bis hin zu deren eigenem Bruterfolg.

Seitensprung mit Auswirkungen

Von den mehr als 2000 Jungen, die in den 18 Jahren Beobachtungzeit aufgezogen worden waren, kehrten 143 in die Kolonie zurück, davon 35, die aus Seitensprüngen stammten, etwa zur Hälfte Männchen und Weibchen. Diese Tiere hatten in der Folge einen besonders guten Bruterfolg: Sie bekamen etwa doppelt so viele Junge wie die Tiere aus der regulären Partnerschaft. Und die Männchen aus den Fremdbeziehungen hatten selbst deutlich mehr Sex mit fremden Weibchen als ihre Geschwister aus der Partnerbeziehung.

Dass Fremdgehen einen Vorteil für Männchen bietet liegt auf der Hand – sie erhöhen damit die Chance der Weitergabe ihres genetischen Materials. Die neuen Untersuchungen zeigten aber erstmals, dass auch die Weibchen davon profitieren, wenn sie sich außer mit ihrem Partner für die Aufzucht auch mit Nachbarn paaren – dieser Vorteil allerdings betrifft sie nicht direkt, sondern erst die Zahl ihrer Enkelkinder. Töchter aus Fremdbeziehungen scheinen fruchtbarer zu sein als ihre Geschwister, Männchen dagegen scheinen einen Vorteil bei der Balz um Weibchen zu haben, das zeige der erhöhte Anteil von Männchen aus Seitensprüngen, die ihrerseits wieder Sex mit schon verpaarten Weibchen hatten.

Quelle: ntv.de, dpa

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