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Lieber häufiger wandern Gehirnjogging wirkungslos?

"Körperliches Ausdauertraining steigert nachweislich Aufmerksamkeit, Denkvermögen und Gedächtnisleistung."

"Körperliches Ausdauertraining steigert nachweislich Aufmerksamkeit, Denkvermögen und Gedächtnisleistung."

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ein Zaubermittel, dass die altersbedingte Minderung der Hirnleistung aufhält, gibt es nicht. Sport und gesunde Ernährung könnten jedoch besser helfen als Hirnjogging.

Gleich 30 internationale Forscher warnen davor, den Nutzen von so genannten Hirnjogging-Angeboten überzubewerten. Besondere Vorsicht sei bei Produkten geboten, die versprechen, Alzheimer oder anderen Formen dementieller Erkrankungen vorzubeugen, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Kognitions- und Neurowissenschaftler. Die empfehlen eher Sport zur besseren Durchblutung des Gehirns, gesunde Ernährung oder das Lernen von Fremdsprachen. Das Papier ist Resultat eines Expertentreffens, zu dem das Stanford Center on Longevity und das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung eingeladen hatten.

"Das Blaue vom Himmel versprechen"

"Eine steigende Zahl kommerzieller Anbieter verspricht, geistige Fähigkeiten im Alter durch Hirntraining zu erhalten oder zu steigern. Eine wissenschaftliche Absicherung dieses Versprechens liegt jedoch zumeist nicht vor", heißt es bei den Forschern. Max-Planck-Direktor Ulman Lindenberger will die Erklärung auf kommerzielle Anbieter bezogen wissen, "die das Blaue vom Himmel versprechen". Und Laura Carstensen, Direktorin des Stanford Center, ergänzt: "Das Zaubermittel, das die alterungsbedingte Minderung der Hirnleistung oder gar Alzheimer aufhält, gibt es bislang nicht." Die Bildungsforscher erklären unter anderem, dass softwarebasierte Trainingsprogramme und Denkspiele genau jene Fertigkeiten verbessern, die sie trainieren. "Hingegen zeigen nur sehr wenige dieser Programme eine positive Wirkung (im Sinne eines Transfers) auf allgemeine geistige Fähigkeiten oder Leistungen in Alltagssituationen". Wer also eine Gedächtnistechnik zum Einprägen von Wortlisten trainiert, könne sich anschließend besser Listen von Wörtern merken.

Wirkt das tatsächlich?

"Es gibt jedoch bislang nur wenig Hinweise darauf, dass dieses Training die Gedächtnisleistung insgesamt verbessert, und es nach Abschluss des Trainings etwa besser als zuvor gelingt, den verlegten Autoschlüssel zu finden." Der Rat der Forscher lautet daher: "Wir empfehlen dringend, die Wirksamkeit von softwarebasierten Trainingsprogrammen und Denkspielen weiter zu untersuchen und ermuntern Interessierte, an entsprechenden wissenschaftlichen Studien teilzunehmen." Wer Zeit und Geld für ein Hirnjogging-Produkt aufwende, sollte außerdem vorher die "versteckten Kosten" berücksichtigen, heißt es bei den Max- Planck-Wissenschaftlern: Jede Stunde am Computer sei eine Stunde weniger, die zum Wandern, zum Lernen einer Fremdsprache, für ein neues Kochrezept oder fürs Spielen mit  den Enkelkindern zur Verfügung stehe. Ein weiterer Tipp der internationalen Gruppe rückt körperliche Bewegung in den Mittelpunkt, sie sei eine kostengünstige und wirksame Methode zur Verbesserung der Gesundheit. "Darüber hinaus kann körperliche Bewegung auch zur Steigerung der Hirnfitness beitragen. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass regelmäßiges körperliches Ausdauertraining die Hirndurchblutung steigert und die Bildung neuer Blutgefäße und Nervenzellverbindungen anregt. Körperliches Ausdauertraining steigert nachweislich Aufmerksamkeit, Denkvermögen und Gedächtnisleistung." Auch ein verantwortungsbewusster Umgang mit der eigenen Gesundheit, vor allem die Kontrolle der Blutdruck und Blutzuckerwerte, trage positiv zur geistigen Leistungsfähigkeit bei.

Quelle: ntv.de

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