Altruismus genetisch veranlagt? Genmutation erhöht Spendewillen
05.11.2010, 15:25 UhrDie einen spenden mehr, die anderen weniger: Warum das so ist, könnten Forscher der Universität Bonn herausgefunden haben. Sie stellen fest, dass eine bestimmte Gen-Variation entscheidend dafür verantwortlich ist, wie viel Geld wir für wohltätige Zwecke hergeben.

(Foto: picture alliance / dpa)
Wird unsere Spendenbereitschaft von Genen beeinflusst? Eine Studie der Universität Bonn legt diese Vermutung nahe. Die Bonner Wissenschaftler um den Psychologen Professor Martin Reuter stellten fest, dass eine kleine Änderung in einer bestimmten Erbanlage mit einer signifikant höheren Spendenbereitschaft einhergeht. Die Resultate ihrer Studie veröffentlichten sie in der Zeitschrift "Social Cognitive & Affective Neuroscience".
Rund 100 Probanden wurden anlässlich der Studie zu einem "Merkfähigkeitstest" eingeladen, für den sie mit 5 Euro entlohnt wurden. Im Anschluss an den Test konnten sie das Geld entweder mit nach Hause nehmen oder einen beliebigen Teil davon für einen wohltätigen Zweck spenden. Das ganze geschah freiwillig und in scheinbarer Anonymität: "Wir wussten aber stets, wie viel Geld zuvor in der Kasse gewesen war, und konnten daher den gespendeten Betrag errechnen", erklärt Reuter.
Dopamin für Sozialverhalten mitverantwortlich
Zuvor nahmen die Wissenschaftler einen Wangenabstrich von den Teilnehmern. So konnten sie deren DNA untersuchen; dabei konzentrierten sie sich vor allem auf das so genannte COMT-Gen. Dieses enthält die "Bauanleitung" für ein Enzym, das bestimmte Botenstoffe im Gehirn ausschaltet – unter anderem "Dopamin", das umgangssprachlich als "Glückshormon" bekannt ist. Dieser Botenstoff ist an der Steuerung des Sozialverhaltens sowohl bei Tieren als auch bei Menschen beteiligt.
Seit rund 15 Jahren ist bekannt, dass es von dem COMT-Gen zwei verschiedene Varianten gibt. Beide sind in der Bevölkerung etwa gleichmäßig verteilt. Bei einer der beiden Varianten wird allerdings sehr viel mehr Dopamin im Gehirn unwirksam gemacht. Diese kleine Mutation hat offenbar auch Auswirkungen auf das Verhalten. Die Studenten mit dieser Gen-Variante zeigten sich deutlich spendabler. Mit diesem Ergebnis damit stellen Forscher nach Angaben der Universität Bonn zum ersten Mal einen Zusammenhang zwischen einer Erbanlage und altruistischen Handlungen fest.
Quelle: ntv.de, fma