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Mittel gegen Nikotinsucht Gezielte Blockade im Gehirn

Nikotin aktiviert im Hirn von Ratten ein Stress-System und lässt abhängige Tiere damit beim Entzug Angst und heftiges Verlangen nach der Droge spüren. Eine Gruppe um Olivier George vom Scripps-Forschungsinstitut in La Jolla (US-Staat Kalifornien) hat diesen Mechanismus durch die gezielte Blockade eines Rezeptormoleküls im Hirn der Tiere unterbrochen und die Symptome damit gelindert.

Die Forscher hoffen nun, dass sich die Resultate auf den Menschen übertragen lassen. Ziel ist es, Rauchern den Ausstieg zu erleichtern. Die Resultate sind in den „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften („PNAS“) erschienen. „Durch die Blockade der CRF-1-Rezeptoren im Gehirn haben wir den Drang reduziert, Nikotin aufnehmen zu müssen“, erklärte George. „Wir waren von der drastischen Effektivität des Wirkstoffs überrascht. Wir wissen noch nicht, ob derselbe Effekt an der menschlichen Nikotinabhängigkeit beteiligt ist, aber die Ergebnisse sind vielversprechend“, ergänzte er.

Die Gruppe hatte ein System aus dem Rezeptormolekül CRF-1 und dem dadurch freigesetzten Hormon CRF (Corticotropin-freisetzendes Hormon) im Hirn der Tiere untersucht. CRF ist ein zentraler Regulator der vielfältigen Stressantwort, auch beim Menschen. George und seine Kollegen zeigten, dass der plötzliche Nikotinentzug die Konzentration des Hormons in der sogenannten Amygdala erhöhte, dem entwicklungsgeschichtlich sehr alten Angstzentrum des Gehirns.

Das dort hochkonzentrierte Hormon CRF ließ die Ratten geradezu vor Angst erstarren. Nikotin mildert diese Angstgefühle und den damit einhergehenden Stress – kein Wunder also, dass die Versuchstiere danachstrebten, diesen Zustand durch die Einnahme von Nikotin zu mildern. Dies zeige, dass das CRF-1/CRF-System aus dem Rezeptor und dem Hormon eine zentrale Rolle bei der Nikotinsucht spiele, heißt es in „PNAS“. „Der Schlüssel zur Nikotinabhängigkeit ist, dass die positiven Effekte des Nikotins kurzfristig sind, während die negativen Effekte langfristig sind und sich mit Verspätung bemerkbar machen“, erklärte George. „Selbst wenn Nikotin eine vorübergehende Erleichterung bei negativen Gefühlen bringt – die langfristigen Folgen sind desaströs.“

Quelle: ntv.de

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