Wissen

Nobelpreisträgertreffen in Lindau Gräfin erbt Vorstand

Beim Treffen der Könige der Wissenschaft hat eine Gräfin den Hut auf: Gräfin Bettina Bernadotte (35) ist in dieser Woche erstmals Präsidentin der Tagung der Nobelpreisträger in Lindau. Halb so alt wie viele der ergrauten Wissenschaftler ist die Chefin der Blumeninsel Mainau damit das neue Gesicht des Forschertreffens, das ihr Vater Graf Lennart (1909-2004) vor 58 Jahren ins Leben gerufen hat.

Gräfin Bettina Bernadotte während der Eröffnung der 59. Tagung der Nobelpreisträger

Gräfin Bettina Bernadotte während der Eröffnung der 59. Tagung der Nobelpreisträger

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Schon länger war geplant, dass Bettina ihre Mutter, Gräfin Sonja Bernadotte, an der Spitze der Tagung ablösen sollte. Doch nach deren Tod im vergangenen Oktober erfolgte der Wechsel unerwartet abrupt. Eine Tradition hat die Tochter fortgesetzt: Zur Eröffnung erschien sie mit schrillem Hut. Doch es ist ihr spürbar ein Anliegen, "dass man da nicht nur wegen seines Namens eingesetzt wird, sondern dass man das Amt auch ausfüllt."

"Null Naturwissenschaftlerin"

Eine Herausforderung für die Gräfin, die bekennt: "Ich bin wirklich null Naturwissenschaftlerin". Und die ein touristisches Blumenreich regiert, dessen Besucher eher bunte Blätter als wissenschaftliche Aufsätze lesen. Doch ihre Fähigkeiten als Gastgeberin sind auch in Lindau gefragt, wenn sie Forscher und Studenten aus 67 Nationen betreut. Am 3. Juli 2009 begrüßt sie die Teilnehmer auch auf der Mainau. Dort endet das Treffen mit der Eröffnung der Ausstellung "Entdeckungen" zum Thema Wasser.

Das schlägt eine Brücke zur Mainau, auf der Graf Lennart 1961 mit der Grünen Charta eines der ersten Umweltschutzmanifeste veröffentlichte. "Klimawandel - das treibt mich um, das ist ein wichtiges Thema", sagt die Adelige. Sie hat sich vorgenommen, das Wissen der Nobelpreisträger darüber dem Mainau-Publikum näher zu bringen. Die Ausstellung soll dabei helfen. Bislang kamen die Forscher am letzten Tag jeder Tagung eher privat auf die Insel.

Diese Abschlussbesuche der Nobelpreisträger erlebte Gräfin Bettina schon als Kind. Beim Mittagessen saß sie dann zwischen den Forschern. "Statt zu essen haben wir mit Strohhalm und Gläsern physikalische Phänomene erkundet", erinnert sie sich. Heute reist die studierte Tourismus-Betriebswirtin nach Amerika, Abu Dhabi oder Russland, um die Tagung bekanntzumachen. Vor allem aber hält sie Kontakt zur Nobelstiftung in Schweden, die jede Nobel-Aktivität absegnen muss.

Königliche Verwandtschaft

Gruppenfoto von Gräfin Bettina Bernadotte, ihren Eltern und der schwedischen Königsfamilie.

Gruppenfoto von Gräfin Bettina Bernadotte, ihren Eltern und der schwedischen Königsfamilie.

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Dabei hilft, dass Graf Lennart zur schwedischen Königsfamilie gehörte, Bettina neben vier anderen Sprachen auch Schwedisch beherrscht und Schwedens Prinz Carl-Philip Taufpate eines ihrer beiden Kinder ist. Für sie hält sich die Gräfin weiter eisern sechs Tage im Monat frei, trotz des Ehrenamts als Tagungspräsidentin und ihres Hauptjobs als Chefin der Mainau GmbH.

Beispiele persönlicher Lebenswege solle auch die Tagung der Nobelpreisträger vermitteln, erklärt die Gräfin. Im Mittelpunkt stünden Menschen, nicht wissenschaftliche Papiere. "Die Studenten sollen nicht Fotos mit 23 Preisträgern nach Hause bringen", sagt sie. "Was sie mitnehmen sollen, ist, dass man als Mensch nicht nur Ergebnisroboter ist."

 

Quelle: ntv.de

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