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"Flossenmensch und Herr der Haie" Hans Hass wird 90

"Ich war und bin stets auf der Suche nach dem Neuen, nach Dingen, die andere nicht machen", sagte Hans Hass einmal. Schon vor etwa 45 Jahren hat der gebürtige Wiener den Beruf des Tauchers an den Nagel gehängt, doch auch an seinem 90. Geburtstag, den Hass am 23. Januar feiert, ist sein Ruf ungebrochen: als Ehrenretter für die als mordende Bestien verschrienen Haie und als Fotograf einer Unterwasserwelt, die er uns durch seine zahlreichen Bücher und Filme schon früh zugänglich machte. Seine Reputation als Wissenschaftler, als Verhaltensforscher und Meeresbiologe hat damit nie Schritt halten können, auch wenn nach ihm ein von ihm entdeckter Meeresaal benannt wurde.

Ursprünglich sollte Hans Hass, der am 23. Januar 1919 als Sohn eines Anwalts geboren wurde, Jurist werden. Doch dann entdeckte er seine Liebe zum Meer, brach nach zwei Semestern sein Jurastudium ab und studierte Zoologie. 1939, als der Zweite Weltkrieg ausbrach, befand er sich bereits auf einer Forschungsreise in den Antillen. Dennoch schloss er sein Studium 1943 an der Berliner Friedrich- Wilhelm-Universität, der heutigen Humboldt-Universität, ab.

Tauchpionier mit Liebe zum Hai

In den folgenden Jahren verfeinerte Hass zunächst seine Ausrüstung auf See: Er entwickelte neuartige Tauchflossen, führte ein Schwimmtauchgerät mit Sauerstoff ein, das vom Forschungsschiff unabhängiger machte und entwickelte die ersten funktionsfähigen Unterwasserkameras. Die Bildbände, die er schuf, wurden schon zu Kriegszeiten Verkaufserfolge. Insgesamt entstanden seit seinem ersten Band "Jagd unter Wasser mit Harpune und Kamera" (1939) weitere 30 deutschsprachige Bücher sowie 24 oft mehrteilige Fernsehfilme und sechs Kinofilme. Anders als der französische Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau, der Pressluftgeräte entwickelte, versuchte sich Hass an geschlossenen Sauerstoff-Kreislauf-Geräten, mit denen er sich Fischen weitgehend geräuschlos nähern konnte.

Hass' große Liebe galt immer den Haien, denen er den Ruf als Schrecken der Ozeane nahm. Ihnen widmete der Tauchpionier zahlreiche Filme ("Menschen unter Haien", 1947) und Bücher ("Unter Korallen und Haien", "Der Hai - Legende eines Mörders"). Mit seinen Unterwasserfilmen machte er in den 50er und 60er Jahren das Tauchen - insbesondere im Roten Meer oder am Great Barrier Reef - populär.

Nach dem Krieg war der inzwischen mehrfach ausgezeichnete Hass mit Dokumentarfilmen für Kino und Fernsehen und mit seinem Forschungsschiff "Xarifa" weltweit bekannt. Bilder, die den Meeresforscher mit gebräuntem Oberkörper und Harpune oder unter Haien zeigten, wurden zu seinem Markenzeichen. 1959 erhielt Hans Hass sogar eine Auszeichnung, die vielfach als "Unterwasser-Oscar" bezeichnet wurde.

Die "Energon"-Theorie

In den 60er Jahren zog sich Hass langsam aus der aktiven Meeresforschung zurück und interessierte sich immer stärker für die Verhaltensforschung. Gleichzeitig engagierte er sich für den Umweltschutz und machte sogar als Unternehmensberater von sich reden.

Daneben entwickelte er seine "Energon"-Theorie, die sich freilich nicht durchsetzte. Nach ihr überleben Organismen in erster Linie durch ihren Drang nach neuer Energie. Hass selbst sieht darin eine Fortsetzung der Darwin'schen Evolutionstheorie. Nach ihr kann ein Organismus nur dann überleben, wenn er Energie im Überschuss erwirtschaftet. In jüngster Zeit appellierte er schließlich auf seiner Homepage leidenschaftlich für eine Eindämmung der weltweiten Überbevölkerung ("Liebe Frauen in allen Teilen der Welt!").

Doch sein weltweiter Ruf bleibt weiter in seiner Forschung über und für den Hai begründet. Und so war es nicht überraschend, dass eine vorgezogene Geburtstagsfeier zu Hass' Neunzigstem vor einer Woche ausgerechnet im Haifischsaal des Wiener Naturhistorischen Museums veranstaltet wurde. Und der Direktor des berühmten Museums, Bernd Lötsch, würdigte den Jubilar am Ende als "Flossenmensch und Herrn der Haie" und einen "Visionär voll von schöpferischer Fantasie".

Quelle: ntv.de, Christian Fürst, dpa

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