Gefährlicher als Nikotin Job-Angst als Todesursache
12.09.2005, 17:07 UhrDie Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes und Bevormundung durch Vorgesetzte führen in einer globalisierten Wirtschaft zu immer mehr Fällen von Depression und Herzerkrankungen. Wissenschaftler berichteten beim Weltkongress für Psychiatrie in Kairo, je weniger ein Angestellter Arbeitsabläufe und seine berufliche Zukunft selbst beeinflussen könne, desto höher sei das Risiko einer Erkrankung. So belegt eine Studie aus Ungarn, dass zum Beispiel selbst das Rauchen das Herzinfarktrisiko weniger stark beeinflusst als Arbeitslosigkeit oder die Angst vor dem Jobverlust.
Bei einer Untersuchung in drei brasilianischen Großstädten fanden Psychiater zudem heraus, dass vor allem männliche Angestellte stark unter Unsicherheit leiden. "Sie haben Angst, dass sie, wenn sie laut Kritik üben, als nächste dran sind, wenn wieder Stellen abgebaut werden", sagte die Leiterin der Studie, Ana Maria Rossi, von der Internationalen Stress-Management Vereinigung Brasiliens.
In Ungarn hat der durch den wirtschaftlichen Umbruch ausgelöste Stress in den vergangenen 15 Jahren nach Ansicht von Maria Kopp von der Semmelweis Universität (Budapest) zu einer deutlich niedrigeren durchschnittlichen Lebenserwartung geführt. Hauptstressfaktoren seien dabei Zweit- und Drittjobs, zusätzliche Arbeit am Wochenende, sowie die fehlende Möglichkeit, die berufliche Zukunft zu planen.
In Japan leiden die Angestellten auch darunter, dass traditionelle Regeln am Arbeitsplatz immer weniger Gültigkeit haben. Dazu zählen nach Ansicht japanischer Psychiater der Wegfall des Senioritätsprinzip bei der Beförderung, sowie der früher eher unübliche Wechsel von einem Arbeitgeber zum nächsten. Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind "psychische Probleme und durch Stress ausgelöste Störungen in Europa der wichtigste Grund für frühzeitigen Tod".
Quelle: ntv.de