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Bewohnbarer Planet aufgetaucht "Keine zweite Erde" entdeckt

Die künstlerische Darstellung zeigt den Planeten Gliese 581 mit seinen Begleitern.

Die künstlerische Darstellung zeigt den Planeten Gliese 581 mit seinen Begleitern.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Suche nach Leben im All hat mit der Entdeckung des Exoplaneten "Gliese 581g" eine neue Qualität bekommen, denn rund 20 Lichtjahre von der Erde entfernt scheint es einen Planeten zu geben, auf dem Zustände herrschen, die mit denen auf der Erde vergleichbar sind. Was genau der Planet zu bieten hat, erklärt Ulrich Köhler, Planetenforscher am Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt.

n-tv.de: US-Forscher haben einen Exoplaneten entdeckt, den sie als "bewohnbaren Planeten" bezeichnen. Was bedeutet denn in diesem Fall "bewohnbar"

Ulrich Köhler: Das Wort bewohnbar leitet sich aus dem Umstand ab, dass man herausgefunden hat, dass der Planet in einer Zone um seinen Stern kreist, in der Wasser flüssig sein könnte. Da wir davon ausgehen, dass die Existenz von Leben an flüssiges Wasser gebunden ist, wird angenommen, dass sich dort Organismen entwickeln könnten. Das sind jedoch nur Vermutungen, denn man hat weder Leben auf "Gliese 581g" entdeckt, noch Ozeane wie auf der Erde. Es deutet lediglich vieles darauf hin, dass auf diesem Planeten die Voraussetzungen und die Verhältnisse ähnlich sind wie auf der Erde.

Was bedeutet das denn konkret? Welche Temperaturen herrschen denn auf "Gliese 581g"?

Man hat anhand der Leuchtstärke des Sterns, die sehr viel schwächer ist als die unserer Sonne und der Entfernung, die wiederum sehr viel näher ist als die Entfernung der Erde zur Sonne, herausgefunden, dass die durchschnittlichen Temperaturen etwas wärmer sein könnten als auf dem Mars, also unter 0 Grad Celsius liegen. Die "Mittagstemperaturen" sind wahrscheinlich sehr viel höher, die "Nachttemperaturen" jedoch sehr viel niedriger. Aber entlang der Tag- und Nachtgrenze könnte es sein, dass Wasser in flüssigem Zustand auf dem Planeten auftritt. Es sind jedoch nicht die gleichen Bedingungen wie auf der Erde, denn laut Berechnungen der US-Forscher könnten zwischen minus 10 und minus 30 Grad Celsius herrschen.

Die Darstellung zeigt die Anordnung der Explaneten um "Gliese 581".

Die Darstellung zeigt die Anordnung der Explaneten um "Gliese 581".

(Foto: NASA)

"Gliese 581" hat fünf weitere Begleiter. Was genau macht denn "Gliese 581g" zum besonderen Planeten?

Der Abstand zwischen dem Zentralgestirn und dem Exoplaneten ist optimal im Hinblick auf Wasser im flüssigen Zustand. Allerdings dreht sich "Gliese 581g" wie der Mond um die Erde, das heißt, er zeigt seinem Heimatstern immer nur die gleiche Seite. Dieses Phänomen nennt man eine gebundene Rotation. Die zugewandte Seite ist warm und hell, die abgewandte Seite dagegen kalt und dunkel. Die Umkreisung des Zentralsterns dauert nur 36,6 Tage. Auch einen Wechsel von Tag und Nacht gibt es auf "Gliese 581g" nicht, sondern eine Nacht- und eine Tagseite.

In den Medien wird die Entdeckung oftmals sogar als "zweite Erde" bezeichnet, zu Recht?

Die Bezeichnung "zweite Erde" halte ich für sehr mutig. Dennoch muss man bemerken, dass von allen knapp 500 bisher entdeckten Exoplaneten "Gliese 581g" mit seinen Eigenschaften der Erde wahrscheinlich am nächsten kommt.

Wann können denn Forscher mit Sicherheit sagen, ob es Leben auf dem bewohnbaren Planeten gibt?

Dass wir uns davon selbst überzeugen können: das werden wir nicht mehr erleben. Es ist so, dass mit den heutigen Mitteln der Raumfahrt diese Himmelskörper, die rund 20 Lichtjahre entfernt sind, nicht besucht werden können. Auch in absehbarer Zeit, das heißt in drei- oder fünfhundert Jahren wird das nicht machbar sein. Das einzige, was möglich sein könnte, ist die Beobachtung mit modernen Teleskopen. Ich kann mir vorstellen, dass in einigen zehn Jahren wirklich Bilder von diesem Himmelskörper gemacht werden können. Das Problem ist jedoch, dass der Planet ziemlich klein ist, so dass ich vermute, das ich selbst keine Bilder mehr von "Gliese 581g" zu Gesicht bekomme.

Ulrich Köhler arbeitet am Institut für Planetenforscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt.

Ulrich Köhler arbeitet am Institut für Planetenforscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt.

Wie wurden denn die aktuellen Erkenntnisse gewonnen?

Dabei handelte es sich um indirekte Beobachtungen. Das heißt, der Stern selbst konnte durch die Kollegen identifiziert werden, weil seine Schwerkraft am Zentralgestirn gezogen hat. Dadurch entsteht eine Verschiebung im Licht. Allein dieses Ruckeln hat zu einer Identifikation von "Gliese 581g" geführt. Dafür brauchten die Forscher sehr lange. Sie beobachten das Planetensystem um "Gliese 581", zu dem fünf weitere Begleiter gehören, seit mehr als 10 Jahren und versuchen die Daten sinnvoll zu interpretieren. Nur durch diese Beharrlichkeit konnte der sogenannte "bewohnbare Planet", entdeckt werden.

Mit Ulrich Köhler sprach Jana Zeh

Quelle: ntv.de

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