Erbgut männlicher Föten nachgewiesen Kindes-DNA im Hirn von Frauen
27.09.2012, 15:15 Uhr
Zellen des Ungeborenen siedeln sich während der Schwangerschaft im Körper der Mutter an.
(Foto: picture alliance / dpa)
US-Wissenschaftler kommen bei ihren Forschungen zu einem erstaunlichen Ergebnis: Das Erbgut männlichen Nachwuchses kann während der Schwangerschaft bis in das Gehirn der Mutter vordringen. Die Studie ist der erste Beleg dafür, dass Zellen oder DNA-Schnipsel von männlichen Föten auch die Blut-Hirn-Schranke der Mutter überwinden und sich im Gehirn ansiedeln können.
Im Gehirn von Frauen lässt sich das Erbgut männlicher Föten nachweisen. Das ist selbst noch im hohen Alter von 94 Jahren der Fall, berichten Wissenschaftler um William Chan vom Fred Hutchinson Cancer Research Center im Journal "PLoS One". Einer Mitteilung zufolge überwinden "kleine Portionen" der männlichen Erbsubstanz DNA die ansonsten sehr undurchlässige Grenze zwischen dem Blut und dem Gehirn der Mutter.
In der Studie hatte das Team in den Hirnen von 59 gestorbenen Frauen nach dem männlichen Erbgut (genau: einem Bereich des Y-Chromosoms) gesucht – in weit mehr als der Hälfte der Frauen wurden sie fündig (64 Prozent). Das Alter der Gestorbenen reichte von 32 bis 101 Jahren. Mikroskopische Bilder zeigen sogar einzelne männliche Zellen im weiblichen Hirn. Während der Schwangerschaft tauschen Mutter und Kind einige wenige Zellen aus, durch das Blut der Nabelschnur.
Dieser Befund wird Mikrochimärismus genannt und war für das Blut bereits zuvor bekannt. Dass die Zellen bis ins Hirn gelangen, ist den Wissenschaftlern zufolge neu. Chan zufolge muss noch herausgefunden werden, was die der Funde bedeutet – derzeit sei nicht genau bekannt, welche Folgen die wenigen Zellen mit der männlichen DNA im weiblichen Hirn haben.
Quelle: ntv.de, dpa