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Noch ein Likörchen? Legale Drogen gefährlicher

Das haben wir eigentlich schon längst gewusst, aber nicht wahrhaben wollen: Sogenannte legale Drogen sind gefährlicher als illegale. In Deutschland sind nach Experten-Angaben drei bis fünf Millionen Menschen alkoholkrank. Dennoch würden die Suchtgefahren beim Alkohol noch immer viel zu sehr tabuisiert, beklagte der Mediziner Markus Backmund in München.

Prof. Walter Zieglgänsberger vom Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie warnte auf dem 6. Interdisziplinären Kongress für Suchtmedizin darüber hinaus eindringlich vor der Gefährdung Jugendlicher durch Alcopops. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass junge Menschen durch diese süßen Getränke mit Alkoholzusatz "zum Alkoholkonsum erzogen werden", sagte Zieglgänsberger. "Die wirkliche Bedrohung der Gesellschaft geht nicht von den illegalen Drogen aus, sondern von den legalen." Die Drogenpolitik dürfe nicht dadurch gebremst werden, dass an der Produktion alkoholischer Getränke und an der Zigarettenindustrie Tausende von Arbeitsplätzen hängen.

Es sei alarmierend, dass der durchschnittliche Jahresverbrauch der Bundesbürger an alkoholischen Getränken vor 50 Jahren 3,2 Litern reinem Alkohol entsprochen habe, dieser Wert inzwischen aber auf über zwölf Liter angestiegen sei, sagte Prof. Helmut Woelk von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Gießen.

Backmund warnte vor einer Diskriminierung suchtkranker Menschen. "Es ist wichtig, dass wir viel für die Suchtprävention tun. Es ist aber ebenso wichtig, dass man Suchtkranken nicht das ächtende Gefühl vermittelt, für sie sei jetzt alles zu spät", erklärte der Münchner Experte.




Quelle: ntv.de

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