Die Pflanze, nicht die Zigarette Mit Tabak gegen Krebs
29.07.2008, 17:05 UhrMit gentechnisch veränderten Tabakpflanzen haben US-Forscher maßgeschneiderte Impfstoffe für 15 verschiedene Krebspatienten produziert und in einer ersten klinischen Studie mit Erfolg getestet. Das berichtet die Gruppe um Alison McCormick von der Touro University in Vallejo (US-Kalifornien) in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS"). Die sogenannten therapeutischen Impfstoffe können nicht die Entstehung von Krebs verhindern, sondern sollen das Immunsystem gegen existierende Karzinome mobilisieren. Die getesteten Präparate wirkten im Versuch wie gewünscht auf das Immunsystem. Ob sie die Tumore auch zerstören können, muss sich aber noch in weiteren Studien zeigen.
Ohne aufwendige Zellkulturen
Impfstoffe aus Pflanzen sind wünschenswert, weil sie in den Gewächsen in großer Menge wirtschaftlich erzeugt werden können. Außerdem sind keine aufwendigen Zellkulturen nötig. McCormick und ihre Kollegen erforschen B-Zell-Lymphome, das sind Krebserkrankungen des Lymphsystems. Auf der Oberfläche der kranken Zellen zeigen sich Moleküle, die von Patient zu Patient unterschiedlich sind. Viele Mediziner arbeiten daran, das Immunsystem der Erkrankten gegen diese Zellen zu richten, um den Krebs zu bekämpfen.
Dazu sammelte die Gruppe Gewebeproben von 15 Erkrankten und isolierte daraus jeweils die Erbinformation für das Oberflächenprotein auf den kranken Zellen. Diese wurde dann jeweils in ein Virus gesteckt, das als Genfähre diente und damit in verschiedene Tabakpflanzen übertragen wurde. Diese wiederum stellten anhand seiner Erbinformation das Protein in großer Menge her, so dass es in ausreichender Menge isoliert werden konnte.
Erfolgreich in Phase I
Danach hatte McCormick also von jedem der 15 Patienten dessen Oberflächenproteine von den kranken Zellen in Händen. Diese wurden dem jeweils zugehörigen Patienten in verschiedenen Konzentrationen unter die Haut gespritzt, um so das Immunsystem gegen die Krebszellen in Marsch zu setzen. In diesem frühen Stadium prüften die Mediziner aber lediglich die Verträglichkeit des neuen Arzneimittels, also in welcher Dosierung es wirkt und wie es vom Körper aufgenommen und abgebaut wird. Der in den Pflanzen hergestellte Impfstoff hatte in 11 von 15 Probanden eine Immunantwort zur Folge, heißt es in "PNAS". Ob er den Krebs auch wirklich zurückdrängt, muss sich noch erweisen.
Quelle: ntv.de