Der Mond in weiter Ferne Mondmissionen stehen infrage
20.07.2009, 02:11 Uhr
Die USA wollen 2010 ihre problemanfälligen Space Shuttles ausmustern. Danach werden sie erst wieder Astronauten ins All schicken können, wenn um 2015 ein Nachfolgesystem einsatzbereit ist.
(Foto: dpa)
Derzeit könnte kein Land einen Menschen auf den Mond schicken. In den USA ist das vor fünf Jahren angekündigte "Constellation"-Programm, das bis 2020 wieder Menschen auf den Mond bringen soll, angesichts leerer Kassen bedroht.
Der erste Besuch des Menschen auf dem Mond im Juli 1969 war ein epochales Ereignis, überall auf der Welt wird an den 40. Jahrestag erinnert. Weniger Aufmerksamkeit dürfte ein 40-Jahres-Jubiläum erregen, das bereits in drei Jahren ansteht: Dann jährt sich der letzte Besuch des Menschen auf dem Mond im Dezember 1972. Nur zwölf Menschen reisten bis dahin auf den Mond, seither setzte kein Besucher von der Erde mehr seinen Fuß auf den staubigen Trabanten. Die USA wollen bis 2020 dorthin zurückkehren, doch die Zweifel an der Machbarkeit des Projekts wachsen.
In den ehemaligen US-Mondfahrern hat der Rückkehrplan seine größten Fans. "Es ist die Bestimmung des Menschen, auf anderen Himmelskörpern zu wandeln", sagte Edwin Aldrin, Teilnehmer der ersten Mondmission 1969. Für Aldrin geht es um nicht weniger als um "den Weg zu einem alternativen Ort für das Überleben des Menschen". Ähnlich äußerte sich Harrison Schmitt, der 1972 als bislang letzter Mensch auf dem Mond war. "Für das langfristige Überleben demokratischer Staaten ist es unerlässlich, dass sie aktiv und äußerst wettbewerbsfähig im All sind", sagte.
Kontrast zwischen Vision und Realität
Die großen Visionen der Mondfahrer stehen in Kontrast zu der Realität, der sich die heutigen Raumfahrtexperten gegenübersehen. Momentan reicht die Reichweite von bemannten Missionen aus den USA und Russland gerade mal bis zur Internationalen Raumstation ISS, die nur 350 Kilometer über der Erde schwebt. Kein Land könnte derzeit einen Menschen auf den Mond schicken. Die USA wollen 2010 ihre problemanfälligen Space Shuttles ausmustern. Danach werden sie erst wieder Astronauten ins All schicken können, wenn um 2015 ein Nachfolgesystem einsatzbereit ist.
Vor fünf Jahren kündigte der damalige US-Präsident George W. Bush das "Constellation"-Programm an, das bis 2020 wieder Menschen auf den Mond bringen soll. Später soll es das Sprungbrett für die erste Reise des Menschen zum Mars werden. Allerdings bedrohen leere Kassen das Projekt. "Im großen und ganzen haben wir die Technologie und das Wissen, um einen Menschen auf den Mars zu schicken", sagt Norman Augustine, der die Kommission der US-Regierung zu dem Projekt leitet. Die entscheidende Frage für Augustine ist aber: "Können wir uns das leisten?"
Im Wettstreit mit China
Ursprünglich waren die Kosten für "Constellation" auf 150 Milliarden Dollar veranschlagt, doch sie galoppieren davon. Allein die Entwicklung der Trägerrakete Ares, die die neue Raumkapsel Orion ins All bringen soll, wird anstatt der anvisierten 26 Milliarden Dollar wohl mindestens 44 Milliarden Dollar kosten. "Die Finanzierungslücke ist massiv", sagt Ex-Astronaut Schmitt. "Nicht das Projekt ist falsch, aber seine Finanzierung." Eine finanzielle Kraftanstrengung wie im Kalten Krieg der 1960er Jahre, als in den USA zeitweise 400.000 Menschen an dem Apollo-Projekt arbeiteten, ist nicht mehr wiederholbar.
Nachdem die USA 1969 den ersten Wettlauf zum Mond gegen die UdSSR gewonnen haben, könnten sie den zweiten Wettlauf verlieren - gegen China. Die Volksrepublik will bis 2012 ein Forschungsvehikel auf dem Mond absetzen und bis 2020 die ersten Chinesen dorthin bringen.
Raumfahrtexperten wie der kürzlich ausgeschiedene NASA-Direktor Michael Griffin sehen es heute als entscheidenden Fehler an, dass die USA in den 1970er Jahren ihr Apollo-Programm beendeten und sich ganz auf den Raumgleiter Space Shuttle konzentrierten. Das Shuttle erwies sich als viel teurer und unsicherer als erwartet. Hätten die USA die Apollo-Technik weiterentwickelt, könnten sie heute jedes Jahr für nur 6,3 Milliarden Dollar sechs bemannte Missionen ins All schicken, zwei davon auf den Mond, schrieb Griffin 2007 in einem Beitrag für "Aviation Weekly". Griffin glaubt: "Dann könnten wir heute schon auf dem Mars sein."
Quelle: ntv.de, Jean-Louis Santini, AFP