Bienen-Ammen im Dauereinsatz Nachwuchs verstellt innere Uhr
18.09.2010, 13:26 UhrDie Gegenwart von Larven beeinflusst bei Bienen Gene, die für den Tagesrhythmus zuständig sind. Nun erhoffen sich Forscher auch Erkenntnisse über die innere Uhr von Menschen.

Bienen reagieren auf die Anwesenheit von Nachwuchs mit einem komplett anderen Tagesrhythmus.
(Foto: picture alliance / dpa)
Kinderschwestern kennen bei Bienen keine Pause: Die sogenannten Ammen kümmern sich Tag und Nacht um die Brut, sind permanent unter Stress, und ein Tagesrhythmus fehlt ihnen. Trennt man die Ammen jedoch vom Nachwuchs, stellen sich ihr Verhalten und ihre innere Uhr komplett um, wie Guy Bloch und Kollegen von der Hebräischen Universität in Jerusalem im Fachblatt "The Journal of Neuroscience" berichten.
"Unsere Resultate zeigen, dass die innere Uhr der Honigbienen durch Signale der Brut verändert wird", betont Bloch. Der Kontakt zu den Larven verstellt die Uhren-Gene der Bienen, die ihren Tag-Nacht-Rhythmus aufgeben. Die Forscher trennten die Bienen in Drahtkäfigen von den Larven. Der zelluläre Rhythmus änderte sich daraufhin komplett und näherte sich einem gewöhnlichen Tageszyklus an.
Auch beim Menschen so?
Die Beobachtung sei ein wundervolles Beispiel für die enge Wechselwirkung von Genen und Verhalten in einer Bienenkolonie, erläuterte der Würzburger Bienenexperte Jürgen Tautz, der an der Studie nicht beteiligt war. "Die Gegenwart oder die Abwesenheit von Larven schaltet die Gene an oder aus, und das stellt die Verhaltensanpassung der Bienen sicher."
Die Forscher um Bloch wollen nun untersuchen, ob das soziale Umfeld beim Menschen ebenfalls dazu führt, dass für den Tagesrhythmus verantwortliche Gene ein oder ausgeschaltet werden. Die inneren Uhren für den Tagesrhythmus bei Bienen und Säugetieren seien ähnlich organisiert, betonen die Wissenschaftler. Ein durcheinandergeratener Rhythmus kann beispielsweise Schichtarbeiter oder junge Eltern belasten. "Menschen können nicht über mehrere Tage durchgehend aktiv sein. Ohne Ruhezeiten lässt ihre Leistung nach und Erkrankungen nehmen zu", berichtet Bloch. Weitere Forschung könnte vielleicht neue Behandlungen für Menschen mit gestörten Schlafzyklen aufzeigen.
Quelle: ntv.de, dpa