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Kleinstteilchen sind tückisch Nanopartikel werden untersucht

Sie sind mit dem Auge nicht zu erkennen, gelten aber gerade der Industrie als Heilsbringer: Winzige Nanopartikel können angeblich Textilien vor Bakterien schützen, Medikamente verträglicher machen und Ketchup besser fließen lassen. Doch vor allem Nano-Silber halten Umweltschützer für gefährlich.

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) hat die Bundesregierung in einem Gutachten aufgefordert, die Risiken von Nano-Partikeln besser untersuchen zu lassen und gegebenenfalls Gesetze und Auflagen nachzujustieren.

Nano-Materialien überwinden jede Schranke des menschlichen Körpers.

Nano-Materialien überwinden jede Schranke des menschlichen Körpers.

Die Folgen der Mini-Chemikalien für Mensch und Umwelt seien bisher unzureichend untersucht worden, argumentiert das Beratergremium der Bundesregierung in Umweltfragen. Behörden und Verbraucher wüssten oft nicht, was für Nanomaterialen überhaupt verwendet werden. "Das Vorsorgeprinzip muss konsequent auf Nanomaterialien angewendet werden", betonte Christian Calliess, Rechtsexperte des SRU. Stoff- und Produktrecht seien teilweise noch so ausgestaltet, dass erst der Gefahrnachweis staatliche Eingriffe rechtfertige.

Akzeptanz nur bei Sicherheit

Die Toxikologin Heidi Foth betonte, dass Risiken nicht pauschal bewertet werden dürften. "Manche Materialien sind nach heutigem Kenntnisstand unbedenklich, bei anderen besteht ein Risikopotenzial." Bedenken sieht der SRU etwa bei der Verwendung von Nanomaterialien in Sprays und bei der Herstellung und Weiterverarbeitung von Kohlenstoff-Nanoröhren, die im Verdacht stünden, krebserregend zu sein.

Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) betonte: "Wir sind in Deutschland ganz vorne bei der Entwicklung der Nanotechnologie - mit mehr als 900 Betrieben und mehr als 60.000 Arbeitsplätzen." Aber sie würden von den Menschen nur akzeptiert, "wenn ihre Risiken bekannt und auf ein vertretbares Maß reduziert sind". Er kündigte an, darüber in Deutschland und auf EU-Ebene den Dialog dazu weiter zu fördern.

Nano-Silber schleicht sich ein

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert bereits von Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) ein Verbot von Nano-Silber in "verbrauchernahen Anwendungen". Das Material könne die Umwelt schädigen und sei gesundheitsgefährdend, teilte der BUND in Berlin mit.

Nano-Silber werde als keimtötende Substanz in immer mehr Produkten verwendet, etwa in Lebensmittelverpackungen und Küchenutensilien, in Sportbekleidung, Waschmaschinen, Wandanstrichen und Kosmetika. Der BUND forderte zudem eine "Nano-Datenbank", in der Produkte mit entsprechenden Inhaltsstoffen aufgelistet werden. Eine eigene Datenbank stellte die Umweltschutzorganisation ins Netz.

Körper kaum gewappnet

Die Nanotechnologie arbeitet mit kleinsten Strukturen. Ein Nanometer entspricht einem millionstel Millimeter. Die möglichen Anwendungen reichen von der Energie- und Umwelttechnik über die Informationstechnik bis zur Medizin. Laut BUND sind die Kleinstteilchen in der Lage, körperliche Schutzmechanismen wie die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden.

Durch ihre geringe Größe wiesen sie zudem neue Stoffeigenschaften auf, die sich zwar industriell nutzen ließen, jedoch auch toxisch sein könnten. So hätten einige Nano-Substanzen in Tierversuchen zu Hirn- und Lungenschäden geführt.

Quelle: ntv.de, AFP

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