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Echte Orientierungsmeister Navi im Kopf hilft Brieftauben

Brieftauben werden heutzutage vor allem für Flugwettbewerbe gezüchtet und gehalten.

Brieftauben werden heutzutage vor allem für Flugwettbewerbe gezüchtet und gehalten.

(Foto: dapd)

Ohne Navigationssystem wäre man oft aufgeschmissen, ob im Auto oder zu Fuß mit dem Smartphone. Dem eigenen Orientierungssinn vertrauen immer weniger Menschen. Brieftauben beeindrucken deshalb mit ihren Orientierungskünsten. Sie finden selbst über Tausende von Kilometern zurück nach Hause. Doch wo genau liegt ihr "innerer Kompass"?

Der "sechste Sinn" bei Brieftauben, der ihnen die Orientierung entlang magnetischer Felder erlaubt, ist anders als bisher gedacht offenbar nicht am Schnabel der Tiere angesiedelt. Die Hinweise verdichten sich, dass Tauben vielmehr über ein regelrechtes Navigationssystem im Kopf verfügen, wie eine in der britischen "Nature" veröffentlichte Studie ergab.

Tauben könnten "Werte von Magnetfeldern speichern, aber auch visuelle Bezugspunkte und Geruchsreize", erläutert der an der Studie beteiligte Wissenschaftler Hervé Cadiou vom Straßburger Nationalen Forschungs- und Wissenschaftszentrum (CNRS). Er vergleicht den "sechsten Sinn" der Tiere mit einem GPS-Navigationssystem.

Fresszellen statt Kompass im Schnabel

Frühere Untersuchungen waren davon ausgegangen, dass der innere Kompass, der es den Vögeln erlaubt, sich an Magnetfeldern zu orientieren, unter der Haut am oberen Schnabelteil liege. Nach  dieser Annahme hätten Nervenzellen mit kleinen Magnetit-Kristallen, ein Eisenoxid, die magnetische Sensibilität bewirkt.

Die neue Studie von David Keays vom Wiener Institut für Molekulare Pathologie und seinen Kollegen kommt aber zu einem anderen Schluss: Die eisenhaltigen Zellen am Schnabel sind demnach sogenannte Fresszellen des Immunsystems und keine Nervenzellen. Ihre Verteilung und Anzahl passt demnach nicht zu einer Rolle als magnetischer Sensor. Nach Cadiou hat das Team aus Österreich gezeigt,  dass dieses Eisen im Schnabel nicht kristallartig ist und nicht zu Nervenzellen gehört.

Liegt die Antwort im Geruchsgewebe?

Selbst wenn die Forscher nicht ausschließen können, dass auch eine kleine Anzahl magnetischer Rezeptoren im oberen  Schnabelbereich der Tauben angesiedelt ist, so fanden sie doch keinerlei Beweis für ein magnetisch sensibles System im Schnabel. "Der Schnabel ist kein Organ, das Magnetwellen empfängt", hebt Cadiou hervor.

Das Rätsel der Empfänglichkeit der Tauben für Magnetfelder muss demnach noch gelöst werden. Doch die Forscher haben laut Cadiou eine Spur: "Diese rätselhaften Zellen könnten im Geruchsgewebe liegen, einer sensorischen Struktur, die auch bei  Regenbogen-Forellen bei der magnetischen Empfänglichkeit eine Rolle spielt."

Quelle: ntv.de, AFP

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