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Chinesischer Stör bedroht Neue Erkenntnisse

Der chinesische Stör steht seit langem auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere. Nun fanden Forscher heraus, dass neben Eingriffen in die Flusslandschaft auch Pestizide und der Unterwasseranstrich von Schiffen dafür verantwortlich ist.

Vom Aussterben bedroht: Der chinesische Stör.

Vom Aussterben bedroht: Der chinesische Stör.

Ein Schadstoff aus Farben und Pestiziden bedroht den ohnehin bereits gefährdeten Chinesischen Stör. Hohe Konzentrationen von Triphenylzinn in den Tieren und damit in den Eiern sind verantwortlich für schwere Missbildungen der Augen und des Skeletts, berichtet Jianying Hu von der Universität Peking in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS").

Siebeneinhalb Prozent der Störlarven, die die Forscher 2007 im Jangtse fingen, hatten schwere Missbildungen des Skeletts oder der Augen. Jianying Hu und seine Mitarbeiter fanden bei den Tieren stark erhöhte Konzentrationen von Triphenylzinn (TPT). Durch Versuche an Eiern chinesischer und kaukasischer Störe fanden sie heraus, dass sich bereits mit einer geringen Dosis im Ei die typischen beobachteten Missbildungen hervorrufen lassen. Diese Dosis entspricht jener, die im Freiland gemessen wurde. Dies bedeutet, dass TPT der wahrscheinliche Grund für die Schäden ist und die Weibchen die Giftstoffe an die Eier weitergeben.

Der Chinesische Stör (Acipenser sinensis) lebt im Nordpazifik und dem Chinesischen Meer, laicht in einigen chinesischen Flüssen wie dem Yangtse und gehört zur ältesten heute noch lebenden Gruppe der Knochenfische. Er ist seit langem stark bedroht und wird auf der internationalen Roten Liste der IUCN (International Union for the Conservation of Nature) geführt.

Verlust der Laich- und Lebensräume

Der chinesische Stör ist auch durch den Mammutbau des Drei-Schluchten-Damms aktiv bedroht.

Der chinesische Stör ist auch durch den Mammutbau des Drei-Schluchten-Damms aktiv bedroht.

Ursache für den starken Rückgang ist vor allem der Verlust der Laich- und Lebensräume am oberen Yangtse durch den Bau des "Drei-Schluchten"-Damms. Seit den 80er Jahren versucht China, die Art durch Aussetzung in andere Flüsse zu stabilisieren, bisher allerdings ohne Erfolg. Seit langem hatte es auch Hinweise auf hormonale Veränderungen gegeben: War das Verhältnis von Männchen zu Weibchen in den 80er Jahren noch fast ausgeglichen, so kommt heute auf 18 Weibchen nur noch ein Männchen.

TPT aus der Gruppe der Organozinnverbindungen steht seit Jahrzehnten in der Kritik der Umweltschützer, ähnlich wie das verwandte Produkt TBT (Tributylzinn). Dieses war wegen seiner Giftigkeit für Fische nach langen Kämpfen erst im Jahre 2001 von der Internationalen Schifffahrtsorganisation (IOS) für Schiffsanstriche geächtet worden. Das Verbot war allerdings erst im vergangenen Jahr nach der Ratifizierung durch Panama in Kraft getreten, berichtet die Umweltstiftung WWF.

Auch Triphenylzinn wird in Unterwasseranstrichen für Schiffe verwendet und gelangt so ins Wasser. Daneben wird es in China aber auch stark als Pestizid gegen Schnecken im Reisbau verwendet. In China werden nach Angaben der Autoren zurzeit jährlich etwa 200 Tonnen TPT-haltiger Pestizide hergestellt. 

Quelle: ntv.de, dpa

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