Neurodermitis-Risiko Neue Gen-Variante entdeckt
06.04.2009, 19:00 UhrDeutsche Forscher haben eine Genvariante im menschlichen Erbgut gefunden, die das Risiko für Neurodermitis erhöht. In einer groß angelegten klinischen Studie untersuchten die Wissenschaftler das Erbgut von mehr als 9600 Menschen, wie das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin Berlin-Buch und die Charit mitteilten. Sie hoffen nun auf neue Ansatzpunkte für eine gezieltere Therapie dieser chronischen Hautkrankheit, an in Deutschland mehrere Millionen Menschen leiden. Neurodermitis gehört neben Heuschnupfen und Asthma zu den häufigsten allergischen Erkrankungen.
Die entzündliche Hauterkrankung tritt über mehrere Jahre meist schubweise auf und ist mit quälendem Juckreiz verbunden. In den Industrieländern sind mittlerweile etwa 15 Prozent aller Kleinkinder von Neurodermitis betroffen. In den meisten Fällen tritt die Krankheit bereits in den ersten Lebensmonaten auf. Für viele Kinder beginnt damit eine Laufbahn als Allergiker, die später in Heuschnupfen und Asthma mündet. Wie es zum Ausbruch der Neurodermitis kommt, ist bislang nicht vollständig geklärt. Fest steht, dass die erbliche Veranlagung dabei eine wesentliche Rolle spielt.
Mehrere Gene beteiligt
Der Studie zufolge sind mehrere Gene an der Entstehung der Neurodermitis beteiligt. Besonders häufig fanden die Forscher demnach bei Patienten eine Erbgut-Veränderung auf Chromosom 11. In dieser Region liegt ein Gen namens C11orf30, das die Bauanleitung für das Eiweiß EMSY enthält. Die Wissenschaftler vermuten, dass eine Veränderung in diesem Gen zu Neurodermitis führt. Welche Rolle das Eiweiß beim Ausbruch der Hautkrankheit spielt, ist aber noch nicht genau bekannt.
Dieselbe Variante auf Chromosom 11 tritt demnach auch bei Patienten mit Morbus Crohn auf, einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung. Dies deutet auf einen neuen gemeinsamen Krankheitsmechanismus an. Die betreffende Gen-Variante ist in der Bevölkerung sehr verbreitet, in Europa tragen sie etwa 36 Prozent aller Menschen in sich.
Für die Studie, an der auch die TU München und die Uni Kiel beteiligt waren, wurde das Erbgut von gesunden und erkrankten Kindern und Erwachsenen aus Deutschland, Polen und Tschechien unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse wurden in "Nature Genetics" veröffentlicht.
Quelle: ntv.de