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Prophylaxe oft nicht nötig Neuer Rhesus-Test

Göttinger Forscher können mit einem Bluttest fast immer sicher klären, ob sich die Blutgruppen von Mutter und Kind gleichen oder unterscheiden. Im Falle einer drohenden Rhesus-Unverträglichkeit kann dann gezielt vorbeugend behandelt werden, berichtet die Gruppe um Tobias Legler im Journal "Transfusion".

Der Rhesusfaktor ist ein Protein auf den Roten Blutkörperchen. Es ist erblich bedingt, ob ein Mensch Träger ist (Rh-positiv) oder nicht (Rh-negativ). Der Großteil der Bevölkerung hat das Protein. Probleme kann es geben, wenn sich die Oberflächen der Roten Blutkörperchen von Mutter und Kind unterscheiden. Dies ist der Fall, wenn der Vater seinem Kind den Faktor vererbt, während ihn die Mutter nicht hat.

"Fremder" Rhesusfaktor im Blut

Weil während der Schwangerschaft ein paar Blutzellen vom Kind zur Mutter gelangen, kommt das Immunsystem der Frau mit dem "fremden" Rhesusfaktor des Kindes in Berührung und bildet Antikörper dagegen. Besonders im Fall einer zweiten Schwangerschaft können die mütterlichen Antikörper die Blutzellen im Kind schädigen – eine mitunter bedrohliche Komplikation. Bisher erhalten vorsorglich alle Schwangeren, denen der Rhesusfaktor fehlt, eine Prophylaxe.

In vielen Fällen könnte darauf jedoch verzichtet werden. Voraussetzung: Der Rhesusfaktor des kindlichen Blutes muss sicher vorausgesagt werden können. Eine sehr zuverlässige Methode dafür haben jetzt die Forscher der Abteilung Transfusionsmedizin der Universitätsmedizin Göttingen zusammen mit weiteren europäischen Spezialisten gefunden.

1113 Proben von Schwangeren

Dafür isolieren sie die Erbsubstanz des Fetus aus dem Blut der Mutter, in dem sich ja natürlicherweise immer ein paar kindliche Zellen finden. Für die bisher größte Untersuchung dieser Art hierzulande verwendeten die Forscher 1113 Blutproben von Schwangeren aus ganz Deutschland, die während der Schwangerschaftsvorsorge entnommen wurden.

Das Ergebnis: Die von den Göttinger Forschern untersuchte Methode erwies sich als zuverlässig. In 99,8 Prozent aller Rhesus-positiven Fälle stimmte der vorgeburtliche Test mit dem Test beim Neugeborenen überein. Weiteres Resultat: 35 Prozent aller Kinder von Rh-negativen Frauen erwiesen sich gleichfalls als Rh-negativ. Diese Mütter hätten die vorbeugende Behandlung nicht gebraucht, erklärte Legler. "Hochgerechnet sind das auf Deutschland bezogen rund 46.000 Frauen pro Jahr, die eine Rhesus-Prophylaxe bekommen, obwohl sie diese nicht benötigen."

Quelle: ntv.de

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