"Stadt der Wissenschaft" Oldenburg setzt sich durch
28.02.2008, 17:02 UhrDer Nordwesten pulsiert. Hafenentwicklung, Welthandel und Energiewirtschaft bringen nicht nur Jobs, sondern auch Forschungseinrichtungen in die Region. Davon profitiert die Stadt Oldenburg in besonderem Maße. In diesem Jahr eröffnet die Max-Planck- Gesellschaft ein neues Forschungszentrum für Meereswissenschaften, das Fraunhofer-Institut hat erst vor wenigen Wochen bekannt gegeben, sich in der 160 000-Einwohner-Stadt mit einem Zentrum für Hörforschung niederzulassen. Der Energiekonzern EWE gründet außerdem ein Energieforschungszentrum. Fast instinktiv wählte Oldenburg in seiner Bewerbung für den Titel als "Stadt der Wissenschaft" den Slogan "Übermorgenstadt".
Viel in Bewerbung investiert
In der ehemaligen Residenzstadt, die sich Besuchern vor allem durch ihr romantisches Äußeres mit Stuckfassaden und Altbauvillen präsentiert, haben alle Beteiligten besonders ernsthaft an der Bewerbung gearbeitet. "Wir haben 2005 schon einmal einen Anlauf genommen, sind aber in der Vorrunde ausgeschieden", sagt Rainer Lisowski, Projektmanager für die Bewerbung. Befürchtungen, dass die Oldenburger Bewerbung daran scheitert, dass mit Braunschweig und Bremen bereits der dritten norddeutschen Stadt innerhalb weniger Jahre der Titel zugesprochen würde, hat er nicht. "Der Stifterverband hat mir zugesichert, dass einzig und allein die Qualität der Bewerbung eine Rolle spielt", sagt er.
Oldenburg will mit dem Titel versuchen, die Dynamik der vergangenen Jahre weiter fortleben zu lassen. "Für Oldenburg ist die Bewerbung das Herzstück der Stadtentwicklung in den nächsten fünf bis zehn Jahren", sagt Oberbürgermeister Gerd Schwandner mit Blick auf den positiven Effekt für das Stadtmarketing. Er unterschätzt jedoch nicht die Bewerbungen der anderen beiden Finalisten: "Auch die beiden anderen Bewerbungen sind gut und ambitioniert", sagt er. Um die richtigen Themen zu finden, sind die Oldenburger ungewöhnliche Wege gegangen. Die Ideenfindung verlegten sie in Museen, ein Tropenhaus oder ein Umspannweg. Mit 16 Leitprojekten zu Themen wie Informationstechnologie, Energiewirtschaft und Zukunftsforschung wollen sie nun das Rennen machen.
Kompetenzen-Mix überzeugt
Größtes Erkennungsmerkmal der Stadt ist von jeher ihre kulturelle Vielfalt gewesen. Das spiegelt sich auch in der Bewerbung wider: Technologie, Toleranz und Talente sind der Kompetenz-Mix, mit dem Oldenburg überzeugen will. Die junge Universität und die Fachhochschule haben bereits durch die großen Namen der neu angesiedelten Institute einen gehörigen Reputationsschub bekommen. "Nach einer zaghaften Annäherung von Politik und Wissenschaft in den vergangenen Jahren ist jetzt eine Aufbruchsstimmung im Nordwesten entstanden", sagt der Präsident der Universität, Uwe Schneidewind. Er hofft, dass der Titel "Stadt der Wissenschaft" weitere Mobilisierungseffekte auslöst und Bindungswirkungen für angehende Studenten aus der Region mit sich bringt.
Braunschweig zieht Bilanz
Eine Stadt, der es bereits gelungen ist, für zwölf Monate den Titel "Stadt der Wissenschaft" zu tragen, ist das niedersächsische Braunschweig. "Wir ziehen eine rundum positive Bilanz", sagt Projektkoordinatorin Susanne Thiele nach einem Jahr voller Aktionen rund um das Thema Wissenschaft. Besonders stolz sind die Braunschweiger darauf, dass sie es geschafft haben, die Menschen mit ihren Themen anzusprechen. "Schon im April 2007 wussten 90 Prozent der Bevölkerung, dass Braunschweig den Titel "Stadt der Wissenschaft 2007" erhalten hat", sagt sie. Die Stadt sei als internationaler Wissenschaftsstandort bekannter und die Wissenschaft in der Stadt populärer geworden.
Sollte es in Oldenburg mit dem Titel nicht klappen, soll das Programm trotzdem verwirklicht werden. "Wir werden es nur zeitlich strecken", sagt Schwandner. Besonderen Wert legt die Stadt darauf, möglichst viel Unterstützung aus der Wirtschaft einzuwerben. "Unser Ziel ist es, bis zum Finale in Jena 300 000 Euro zusammen zu bekommen", sagt Lisowski. "Vor allem aber wollen wir Oldenburg stärker erkennbar machen für die Wissenschaft. Mit oder ohne Titel."
Julia Dutta, dpa
Quelle: ntv.de