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Warnsignal bei Raubvögeln Optischer Reiz schützt Mäuse

Dieser Maus können auch die W3-Zellen nicht mehr helfen, der Bartkauz hat sie geschnappt.

Dieser Maus können auch die W3-Zellen nicht mehr helfen, der Bartkauz hat sie geschnappt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bewegt sich ein dunkler Punkt vor den Augen einer Maus, feuern ihre Impulse ein Warnsignal ab. Das finden Forscher aus Harvard heraus. Sie vermuten dahinter einen Schutzmechanismus vor Raubvögeln. Knapp ein bis drei Sekunden bleibt der Maus dann zur Flucht.

Eine Gruppe spezialisierter Nervenzellen im Auge von Mäusen arbeitet als Raubvogel-Sensor. Er soll den Nagern den entscheidenden Warnhinweis liefern, wenn die Silhouette des Todfeindes am Himmel erscheint. Das berichten Forscher um Markus Meister von der Harvard-Universität in Berichten der US-Akademie der Wissenschaften.

Meister und seine Kollegen interessierten sich für einen häufig vorkommenden Typ von Nervenzellen in der Netzhaut von Mäusen, die sogenannten W3-Ganglion-Zellen. Die Tiere sind für solche Untersuchungen unter anderem deshalb besonders gut geeignet, weil sich mit genetischen Tricks einzelne Zelltypen in ihrem Auge färben lassen, auch die W3-Zellen. Zusammen mit den elektrischen Signalen ist so zu erkennen, welche Zellen wann und wo aktiv sind. Daraus lässt sich ihre Funktion im intakten Auge ablesen.

Genügend Zeit zur Flucht

Für die Experimente mussten die Tiere getötet werden, ihre Netzhaut wurde herausoperiert. Dann wurden die Sinneszellen mit verschiedenen Bildern und Bewegungsmustern beleuchtet. Dabei stellte sich heraus, dass die W3-Zellen fast immer stumm blieben, also gar nicht auf bewegte Bilder reagierten. Zum Verarbeiten von Bildern aus ihrer Umgebung nutzen die W3-Zellen den Mäusen also nichts, schließt das Team. Anders verhielt es sich, wenn den Zellen ein kleiner, bewegter dunkler Punkt vor einer ansonsten gleichmäßig hellen Fläche präsentiert wurde – dann feuerten sie plötzlich ihre Impulse.

Die Gruppe geht davon aus, dass dieser Mechanismus vor Raubvögeln schützt, die vom Himmel herannahen. Denn genau dieser optische Reiz würde in der Natur jenes Bild hervorrufen, auf das die Zellen des Auges im Labor reagierten. Nach einigem Rechnen ergab sich, dass den Mäusen noch 1,2 bis 2,8 Sekunden Zeit zur Flucht bleiben, wenn dieser Mechanismus das stärkste Warnsignal sendet – nach Einschätzung der Forscher ist das ein komfortables Zeitpolster fürs Reißausnehmen vor den nahenden Vögeln.

Quelle: ntv.de, dpa

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