Gespräch mit ISS-Besatzung Papst telefoniert ins All
21.05.2011, 16:44 UhrAls erstes Oberhaupt der katholischen Kirche spricht Papst Benedikt XVI. mit der Besatzung der Internationalen Raumstation. Er lobt Mut und Disziplin der Raumfahrer und fragt auch, ob der Blick von oben die Wahrnehmung der Erde verändere.
Benedikt XVI. hat als erster Papst mit Astronauten im Weltall telefoniert. In einer Videokonferenz sprach er mit der sechsköpfigen Besatzung der Internationalen Raumstation ISS sowie sechs Astronauten der US-Raumfähre "Endeavour". "Willkommen an Bord der Raumstation, Eure Heiligkeit", begrüßten die sichtlich vergnügten Astronauten den Papst, der ebenfalls lächelte und winkte. Benedikt XVI., der aus der Bibliothek des Vatikan über einen Bildschirm mit der ISS verbunden war, lobte "den Mut, die Disziplin und das Engagement" der Astronauten.
Der Papst fragte, wie die Raumfahrt zum Frieden auf Erden beitragen könne. "Die Menschen kämpfen für viele Dinge, doch meistens um Ressourcen", antwortete der Kommandant der "Endeavour", Mark Kelly, mit einem Hinweis auf die außerordentlichen Bedingungen, die die Astronauten bei ihren Missionen zu überwinden hätten. Wenn die auf einer Raumfähre notwendige Optimierung der Ressourcen auf die Erde übertragen würde, könnte dies vielleicht zu mehr Frieden beitragen.
"Man sieht von hier oben keine Grenzen"
Benedikt erkundigte sich bei den Astronauten auch über ihr Leben im Weltall und ihre Empfindungen beim Flug über die Erde. Dabei interessierte ihn vor allem, ob der Blick von oben ihre Wahrnehmung der Erde verändert habe. "Kommt es vor, dass Sie sich Fragen stellen über das Zusammenleben der Nationen und Völker auf der Erde?", fragte das Oberhaupt der katholischen Kirche. "Man sieht von hier oben keine Grenzen", antwortete Kelly.
Der Papst erkundigte sich auch nach Kellys Frau, der bei einem Attentat schwer verletzten US-Abgeordneten Gabrielle Giffords. Zum Abschied winkte Benedikt den Astronauten noch einmal zu und segnete ihre Mission.
Während der gut 20-minütigen Unterhaltung, die auf Englisch und Italienisch geführt wurde, waren der deutsche ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt, Thomas Reiter, und der Chef der italienischen Raumfahrtbehörde, Enrico Saggese, an der Seite des Papstes im Vatikan.
Anlass für die Live-Schaltung ins Weltall war die letzte Mission der "Endeavour", die am Mittwoch mit sechs Astronauten an Bord an der ISS angedockt hatte. Seitdem teilen sich insgesamt zwölf Astronauten den spärlichen Platz in der Raumstation, darunter auch zwei Italiener.
Riss im Hitzeschild wird untersucht
Allerdings mussten die Astronauten der "Endeavour" auch noch einen Riss im Hitzeschild am Shuttle-Bauch inspizieren. Mit Kameras und Sensoren fertigten sie dreidimensionale Aufnahmen der "verdächtigen" Stelle an. Beim Start am vergangenen Montag waren gleich mehrere Stellen in Hitzekacheln beschädigt worden, die den Shuttle auf dem Rückflug vor den enormen Temperaturen beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre schützen sollen.
Nach ersten Überprüfungen war die NASA in sechs Fällen schnell zum Schluss gekommen, dass die Schäden harmlos seien. Eine siebte Stelle, einen etwa 8,1 mal 6,4 Zentimeter großen Riss, wollte die NASA aber vorsichtshalber nochmal näher inspizieren.
Quelle: ntv.de, AFP