Fledermaussterben in den USA Pilz gefährdet Bestände
07.11.2008, 15:48 UhrUS-Forscher haben den Pilz identifiziert, der in den USA Tausende Fledermäuse befällt und möglicherweise auch tötet. Der Pilz steht mit dem Weiße-Nasen-Syndrom im Zusammenhang. Diese Krankheit hat im Nordosten der USA bereits mehrere Fledermausbestände um drei Viertel reduziert. Der mutmaßliche Erreger wachse besonders gut bei Temperaturen zwischen fünf und zehn Grad Celsius und gehöre zur Gattung Geomyces, berichten die Forscher um David Blehert vom US-Wildtiergesundheitszentrum im Journal "Science".
Auch Umweltgifte mögliche Ursache
Noch sei jedoch nicht bewiesen, dass der Pilz tatsächlich den Tod der Tiere verursache, sagte Blehert in einem Gespräch mit der "Science"-Redaktion. Roland Heuser, Biologe und Fledermausexperte an der Universität Marburg, sieht Umweltgifte als wahrscheinliche Ursache. Sie könnten die Fledermäuse geschwächt und letztendlich getötet haben: "Die verstorbenen Fledermäuse hatten so gut wie keine Fettreserven und wären vermutlich auch ohne Pilz gestorben."
Das Weiße-Nasen-Syndrom haben Forscher das erste Mal im US-Bundesstaat New York im Winter 2006 beobachtet. Seitdem hat sich die Krankheit rasant auf andere Bundesstaaten im Nordosten ausgebreitet und befällt Fledermäuse, die in Höhlen Winterschlaf halten. Kranke Tiere zeigen weißen Pilzbefall an Schnauze, Ohren und Flügeln und sind stark ausgezehrt. Der Pilz dringt in die Haut der Tiere ein und besiedelt dort Haarschäfte und Schweißdrüsen, berichten die Forscher.
"Schnauzenschimmel" auch in Deutschland
Auch bei deutschen Fledermäusen hat Heuser schon einen "Schnauzenschimmel" beobachtet, sagte er auf Anfrage. Dabei habe es sich um Verticillium gehandelt, einen Pilz, der häufig Insekten befalle und sich von dort auf Fledermäuse übertrage. "Fledermäuse im Winterschlaf putzen sich nicht", erläutert Heuser, "und der Pilz blüht dann aus." Ansonsten hätten die weißschnäuzigen Tiere aber ganz normal ausgesehen. Heuser nimmt daher an, dass zumindest dieser Pilz unschädlich ist.
Pilze verbreiten sich durch Sporen. Das Syndrom könne daher im Prinzip von den amerikanischen auf deutsche Fledermäuse übergreifen, falls die Sporen über den Atlantik gelängen. Heuser sieht für den Fall der Fälle hierzulande aber keinen Grund zur Panik: "Die Fledermäuse in den USA leben in sehr großen Gruppen von mehreren Tausend Tieren zusammen - da kann sich eine Krankheit natürlich schnell ausbreiten." Die deutschen Fledermausgruppen seien mit einigen Dutzend Tieren sehr viel kleiner und die Gefahr einer Epidemie sei deshalb geringer: "In den deutschen Höhlen hängt jede Fledermaus vereinzelt für sich alleine."
Quelle: ntv.de