Wissen

Rätselhaftes Sterben aufgeklärt Pilz tötet massenhaft Amphibien

In den 1970er und 1980er Jahren kommt es in Mittelamerika zu einem rätselhaften Amphibiensterben. Bisher galt der Klimawandel als Hauptursache. Forscher wollen nun herausgefunden haben, dass ein Pilz die Tiere tötete.

Fast ein Drittel aller Amphibienarten gilt als bedroht.

Fast ein Drittel aller Amphibienarten gilt als bedroht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zwei bisher mysteriöse Fälle von Amphibiensterben in Mittelamerika in den 1970er und 1980er Jahren sind auf das Auftauchen des gefürchteten Chytridpilzes zurückzuführen. Dies ergab eine Untersuchung von Fröschen, Kröten und Salamandern, die die vergangenen Jahrzehnte eingelegt in Formalin in Museen überdauert hatten. Tina Cheng von der San Francisco State University und ihre Mitarbeiter stellen ihre Untersuchung in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften vor. Sie sind der Ansicht, dass – anders als oft vermutet – der Klimawandel für das Amphibiensterben in der untersuchten Region allenfalls eine untergeordnete Rolle spielt.

Die Bestandszahlen von rund 40 Prozent der weltweit mehr als 6000 Amphibienarten sind rückläufig. Fast ein Drittel aller Arten sind in der Roten Liste als "verletzlich","bedroht" oder "kritisch bedroht" eingestuft. Neben der Zerstörung der Lebensräume, der Umweltverschmutzung und der Klimaveränderung wird die Ausbreitung des Chytridpilzes Batrachochytrium dendrobatidis (Bd) für das Amphibiensterben verantwortlich gemacht. Der aquatische Pilz befällt die oberste Hautschicht der Tiere und schädigt die Hautfunktionen derart, dass die Tiere letztlich sterben. Erstmals beschrieben wurde er 1999. Ein Zusammenhang zwischen Pilzinfektion und dem Rückgang der Amphibien wurde für viele Arten und Regionen nachgewiesen.

Verbreitungsart unklar

Unklar ist bisher jedoch, ob der Pilz auch für früher beobachtete Rückgänge bei Amphibienpopulationen verantwortlich gemacht werden kann. Die Forscher um Cheng untersuchten aus diesem Grund nun Museumsexponate von Amphibien, die jeweils vor, während und nach einem starken Rückgang von Amphibienpopulationen in Mexiko, Guatemala und Costa Rica gesammelt worden waren.

In Costa Rica kam es in den späten 1980er Jahren zu einem plötzlichen Massensterben unter zwei Krötenarten: der Goldkröte (Bufo periglenes), die heute als ausgestorben gilt, sowie der Art Atelopus varius. Im südlichen Mexiko und in Guatemala kam es hingegen bei einigen Arten Lungenloser Salamander (Plethodontidae) zu einem starken Rückgang der Bestandszahlen, obwohl geeignete und geschützte Lebensräume vorhanden waren.

Die Forscher fanden nun in allen Untersuchungsregionen ein ganz typisches Muster: Für einige Jahre sind keine Spuren des Chytridpilzes nachzuweisen, dann aber taucht er bei verschiedenen Arten auf – und zwar genau in dem Zeitraum, in dem ein Rückgang der Bestandszahlen festgestellt worden war. Anhand ihrer Untersuchung folgern die Forscher, dass der Chytridpilz in den frühen 1970er Jahren in Südmexiko auftauchte, von wo er sich ins westliche Guatemala ausbreitete. Von dort gelangte er schließlich um 1987 nach Costa Rica.

Das Verbreitungsmuster spreche gegen die Annahme, dass der Pilz schon immer in der Umwelt vorhanden gewesen sei, sich aber erst im Zuge des Klimawandels ausgebreitet und Schäden angerichtet habe. Wie sich der eigentlich aquatische Pilz unter den terrestrischen Amphibien verbreitet habe, sei bisher allerdings unklar.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen