Nahrungskette überdenken Planktonalgen fressen Bakterien
18.08.2008, 08:00 UhrWinzige Planktonalgen im Nordatlantik haben einen überraschenden Appetit auf Bakterien. Etwa ein Viertel ihrer eigenen Biomasse bauen sie durch den Verzehr von Bakterien auf, berichten britische Forscher im Journal "Nature". Bisher hatten Experten angenommen, dass die Mini-Algen ihre Energie ausschließlich durch Photosynthese gewinnen - also indem sie das im Wasser gelöste Kohlendioxid mit Hilfe des Sonnenlichts in organische Substanzen umbauen.
Mikhail Zubkov vom britischen National Oceanography Centre in Southampton (Großbritannien) und Glen Tarran vom Plymouth Marine Laboratory in Großbritannien hatten im Juli und August vergangenen Jahres auf einer Fahrt mit dem Forschungsschiff "Discovery" Wasserproben im Nordatlantik genommen. Mit Hilfe einer speziellen radioaktiven Markierungstechnik konnten sie zeigen, dass der Großteil der in den Proben enthaltenen Bakterien von den Planktonalgen aufgenommen wird.
Mit konzentrierten Nährstoffen versorgt
Insgesamt waren die Mini-Algen - sie sind nicht größer als fünf tausendstel Millimeter (5 Mikrometer) - für 40 bis 95 Prozent des Bakterienumsatzes verantwortlich. Im Nordostatlantik wiederholten die Wissenschaftler die Messungen. Dort verschlingen die Mini-Algen 37 bis 70 Prozent der Bakterien. Durch das Fressen von Bakterien werden die Planktonalgen mit konzentrierten Nährstoffen versorgt, die direkt für das Wachstum zur Verfügung stehen, schreiben die Forscher. Die bakterienfressenden Algen hätten damit einen Vorteil gegenüber denen, die nur über die Photosynthese Energie gewinnen.
Die Mini-Algen zählen zum Phytoplankton, also dem photosynthesetreibenden pflanzlichen Plankton. Es steht am untersten Ende der Nahrungskette im Meer und wird vom Zooplankton und anderen kleinen Tieren gefressen, die dann wieder größeren Tieren als Nahrung dienen. Bestätigten sich ihre Messungen auch in anderen Meeren, müssten die bisherigen Nahrungsketten und die Rolle des Phytoplanktons neu bewertet werden, schreiben die Forscher.
(Fachartikelnummer: DOI 10.1038/nature07236)
Quelle: ntv.de