Keine unnützen Anhängsel Schafe benutzen Hörner
27.08.2007, 09:12 UhrHörner sind bei weiblichen Schafen mehr als ein unnützes Anhängsel: Einige Tiere vertreiben damit Konkurrentinnen, um in nahrungsarmen Zeiten mehr Futter zu bekommen. Dies berichten schottische Wissenschaftler nach einer Untersuchung wildlebender Soay-Schafe auf dem schottischen St. Kilda-Archipel. Die Studie steht in den "Biology Letters" der britischen Royal Society.
Soay-Schafe tragen entweder ein vollständiges oder ein verkürztes Horn, die Weibchen manchmal keines. Die Schafböcke brauchen ihre Hörner für
die Konkurrenzkämpfe mit anderen Männchen: Je größer und stärker ihr Horn, desto besser stehen die Chancen, solche Auseinandersetzungen zu gewinnen und ein weibliches Schaf zu erobern. Bislang nahmen viele Experten an, dass die weiblichen Tiere ihre Hörner nur aufgrund der genetischen Verknüpfung mit den männlichen Tieren tragen.
Das wäre so ähnlich wie die Brustwarzen bei Männern: Auch diese sind funktionslos, für die Natur wäre es aber wesentlich aufwendiger, sie
abzuschaffen, als sie einfach beizubehalten. Matthew Robinson und Loeske Kruuk von der University of Edinburgh (Edinburgh/Schottland)
prüften nun, ob diese Vermutung stimmt. Dazu beobachteten sie auf der Insel Hirta weibliche Tiere mit unterschiedlichen Hörnern. Das Ergebnis: Während der Lammzeit verhalten sich Weibchen mit einem vollständigen Horn aggressiver gegenüber solchen, die ein verkürztes oder gar kein Horn besaßen. Die Schafe waren dabei umso aggressiver, je mehr die Tiere auf engem Raum zusammenlebten.
Hauen und Stechen für mehr Futter
Daraus folgern die Wissenschaftler, dass dieses Hauen und Stechen vor allem der besseren Nahrungsversorgung dient. Dies ist besonders dann
wichtig, wenn Jungtiere versorgt werden müssen. Robinson und Kruuk glauben auch, dass die Form der weiblichen Hörner mit ihrer Funktion zusammenhängt. Während die Männchen breite, geschwungenen Hörner tragen, mit denen sie Kopf-an-Kopf Zusammenstöße aushalten können, sind
die Hörner der Weibchen gerade und spitz - also bestens geeignet, um Konkurrentinnen aus dem Revier zu pieksen.
Quelle: ntv.de