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Risikofaktor Geld Schulden machen krank

Überschuldete Menschen sind laut einer Studie von Mainzer Forschern häufiger krank als die durchschnittliche Bevölkerung. Sie gingen gleichzeitig aus Kostengründen seltener zum Arzt, sagte Prof. Eva Münster vom Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Johannes Gutenberg-Universität. Acht von zehn Schuldnern litten an mindestens einer Krankheit, darunter vor allem an psychischen Problemen sowie Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen. 60 Prozent der Befragten hätten nach eigener Aussage wegen der Praxisgebühr Arztbesuche unterlassen.

Zwei- bis dreifaches Krankheitsrisiko

"Im Vergleich zur nicht überschuldeten Bevölkerung stellen wir ein zwei- bis dreifach größeres Risiko fest, an bestimmten Krankheiten zu leiden. Das ist eklatant", sagte Münster. Aus früheren Untersuchungen sei bekannt, dass sich soziale Faktoren wie Armut oder eine niedrige Schulbildung schlecht auf die Gesundheit auswirken, heißt es in der Studie. Die Gruppe der überschuldeten Menschen sei nun erstmals explizit befragt worden. Ausgewertet wurden rund 660 anonym ausgefüllte Fragebögen, die in den 53 rheinland-pfälzischen Schuldnerberatungsstellen verteilt worden waren.

Nach den Worten von Münster scheinen zwei Mechanismen zu wirken: "Überschuldung macht krank" und "Krankheit führt zu Überschuldung" - etwa wenn jemand wegen gesundheitlicher Probleme den Job verliert. "Eine zusätzliche Belastung ist, dass sich bei etwa der Hälfte der Überschuldeten Freunde oder Familie aufgrund der finanziellen Notlage zurückziehen", sagte die Professorin.

Versorgung für Schuldner muss verbessert werden

Die Zahl der Privatinsolvenzen sei in den vergangenen Jahren in alarmierender Weise angestiegen, sagte Prof. Curt Wolfgang Hergenröder, Wissenschaftlicher Leiter des Schuldnerfachberatungszentrums in Rheinland-Pfalz. Rund 2,9 Millionen Haushalte in Deutschland seien 2006 überschuldet gewesen, dies sind rund 7,3 Prozent.

Die Wissenschaftler fordern, die medizinische Versorgung für Schuldner zu verbessern. Die Mitarbeiter in den Beratungsstellen könnten etwa speziell geschult werden, Krankheitsanzeichen zu erkennen und Betroffene an Mediziner und Psychologen zu verweisen, wo sie kostenlos behandelt würden. Zuzahlungen beim Arztbesuch oder für Medikamente müssten ohne bürokratischen Aufwand entfallen.

Quelle: ntv.de

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