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Größtes Herbarium in Gefahr Tabakkäfer frisst sich durch Sammlung

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(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Schädlingsbefall ist in einem Herbarium normal. Aber mit dem winzigen Tabakkäfer haben die Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität in Jena nicht gerechnet.

Ein winziger Käfer macht Wissenschaftlern im Herbarium Haussknecht in Jena gehörig Angst. Tabakkäfer nennt sich der Störenfried, der sich über die größte Sammlung von getrockneten und gepressten Pflanzen in Deutschland hergemacht hat.

"Schädlingsbefall ist in einem Herbarium normal, aber die Tabakkäfer waren völlig neu für uns", sagt Hans-Joachim Zündorf, der in der Friedrich-Schiller-Universität für das Herbarium verantwortlich ist. Ein Nutzer entdeckte Mitte Februar die Larven, die gerade dabei waren, sich durch die historische Pflanzensammlung zu fressen. "Total verloren haben wir zum Glück nichts."

Kampf dem Käfer bei minus 18 Grad

Um den Schädlingen den Garaus zu machen, werden sie derzeit in einem Erfurter Kühlhaus minus 18 Grad ausgesetzt. Die Ausstellungsräume werden desinfiziert. Der Biologe will sich gar nicht ausmalen, was geschehen wäre, wenn der Fraß nicht so früh entdeckt worden wäre: "Das bereitet mir wirklich Alpträume, wenn man sieht, was diese Käfer anrichten können." Sie haben zumeist jüngere Pflanzensammlungen angegriffen, aber dennoch sei der Schaden enorm.

Die Dauer des Befalls schätzt Zündorf höchstens auf ein halbes Jahr. "Eine längere Zeit wäre uns aufgefallen, da die Materialien häufig genutzt werden", meint Zündorf, der seit 30 Jahren im Herbarium arbeitet. Den Schaden schätzt Universitätssprecher Axel Burchardt auf eine fünfstellige Summe. "Das ist es uns wert. Schließlich gehört das Herbarium zu den Kunstschätzen unserer Universität."

Ungefährlich für die Blätter

Zündorf rechnet damit, dass in drei Monaten alles wieder an seinem angestammten Platz stehen wird. Bis dahin werden die Pflanzen noch ein wenig frieren müssen, damit alle Larven abgetötet werden. Danach werden die Materialien über mehrere Wochen erwärmt. "Dieses Verfahren wurde schon häufig angewandt und ist ungefährlich für die Blätter".

Damit am Ende ja kein Vielfraß übrig bleibt, werden die pflanzlichen Kostbarkeiten nach dem Auftauen ein zweites Mal eingefroren. Woher die Käfer ursprünglich kamen, wird wohl ewig ein Rätsel bleiben. "Wir leihen jährlich 10.000 Blätter an Wissenschaftler und Ausstellungen in der ganze Welt aus. Da kann so etwas schon einmal passieren", erklärt Zündorf.

Quelle: ntv.de, Daniel Hofmann, dpa

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