Artenschwund durch Klimawandel Tropen besonders gefährdet
13.05.2008, 12:21 UhrFür gewöhnlich ist der Eisbär das Symboltier für die Gefahren des Klimawandels, droht den Tieren doch der Lebensraum unter den Pfoten wegzuschmelzen. Die meisten Tiere sind jedoch in den heißen Tropenregionen gefährdet, erklären Forscher um Joshua Tewksbury von der University of Washington. Zwar falle die Temperaturerhöhung an den Polen höher aus, schreiben sie in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS", Bd. 105, S. 6668). Die Tiere in der Nähe des Äquators seien aber nur einen engen Temperaturbereich gewöhnt - ein oder zwei Grad mehr könnten für sie bereits zu viel sein.
Es gibt eine enge Beziehung zwischen Körperbau und Stoffwechsel einerseits und dem Temperaturbereich des Lebensraums andererseits, erklärt Tewksbury. In den Tropen lebten viele Arten bereits in der Nähe ihres Temperaturoptimums. Werde dieses überschritten, könnte die Fitness der Tiere sinken, ohne dass diese etwas dagegen unternehmen könnten. Die Tiere in der Arktis hingegen sind an Temperaturen von weit unter minus 40 Grad Celsius bis zu mehr als 15 Grad Celsius gewöhnt. Der Klimawandel werde diesen weiten Temperaturbereich voraussichtlich nicht grundsätzlich verschieben.
"Viele tropische Arten können nur einen engen Temperaturbereich tolerieren, weil das Klima über das Jahr hinweg immer recht gleich ist", ergänzte Hauptautor Curtis Deutsch von der Universität von Kalifornien in Los Angeles. "Unsere Berechnungen zeigen, dass sie durch steigende Temperaturen stärker gefährdet werden als die Arten in den kalten Klimaten. Unglücklicherweise lebt die Mehrzahl der Arten des Planeten in den Tropen."
"Jede Erhöhung wird Probleme bringen"
Die Forscher hatten eine lange Reihe von Temperaturaufzeichnungen aus den Jahren von 1950 bis 2000 und die Vorhersagen des UN-Klimarates IPCC für das 21. Jahrhundert ausgewertet. Hinzu kamen Informationen über viele Tierarten (zum Beispiel Frösche, Schildkröten oder Eidechsen) und deren bevorzugten Temperaturbereich. Die voraussichtlichen Auswirkungen des Klimawandels hingen weniger von der absoluten Temperatur, sondern vielmehr von der Flexibilität der Tiere ab. Und die lebten in den Tropen eben nahe des Optimums - "jede Erhöhung wird für sie Probleme bringen", sagte Tewksbury. Er warnte zudem, dass vielen Tierarten in den heißen Regionen zu wenig Zeit zur Anpassung bleibe.
Die Studie konzentrierte sich nach Angaben der Forscher auf die Auswirkungen steigender Temperaturen auf die Tiere. Der mit steigender Hitze einhergehende veränderte Regenfall ist nicht berücksichtigt. Der veränderte Niederschlag ist derzeit viel schwieriger vorherzusagen.
Quelle: ntv.de