Eskimo-Verbände wehren sich USA wollen Eisbärhandel verbieten
25.02.2010, 15:03 Uhr
Eine Eisbärenmutter läuft mit ihren Jungen auf Futtersuche über Eisschollen im Gebiet der Nordwest-Passage in Kanada.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die USA wollen den internationalen Handel mit Eisbärfellen verbieten. Damit soll insbesondere die Trophäenjagd untersagt werden. Arktische Völker sehen ihre Kultur bedroht.
Nach den Elefanten und vielleicht demnächst dem roten Thunfisch könnte bald auch der Eisbär in die Liste der akut gefährdeten Tierarten eingestuft werden. Dies hätte zur Folge, dass der internationale Handel mit allen Eisbärprodukten strikt untersagt wird. Darauf zielt zumindest ein Entschließungsentwurf ab, den die USA im März den Unterzeichnerstaaten des Internationalen Artenschutzabkommens von Washington vorlegen wollen.
Doch der Vorstoß stößt nicht nur bei den Eskimos im Hohen Norden auf heftigen Widerstand, die sich von Eisbärfleisch ernähren, aus den Fellen Kleider herstellen und sie als Bettvorleger verkaufen. Auch Umweltschutzverbände sind skeptisch, allen voran die führende Organisation gegen den Handel mit bedrohten Tierarten (Traffic) und die Weltunion für die Natur (UICN). Sie machen geltend, der Ursus arctos sei weniger von Jägern bedroht, als durch die Zerstörung seines Lebensraums. In ihren Augen müssen zur Rettung der Eisbären vor allem die Erderwärmung und das dadurch verursachte Wegschmelzen des Arktiseises gestoppt werden.
Inuiten gegen radikales Handelsverbot
"Der Klimawandel ist die größte Gefahr für die Eisbären", betont Traffic-Sprecher Richard Thomas. Der Handel oder auch die Wilderei stellten dagegen keine nennenswerten Gefahren dar - schon allein, weil die Galle des Eisbärs nicht für chinesische Arzneimittel verwendet werde, wie dies beim Braunbären der Fall sei.
Diesen Standpunkt vertritt auch Kanada, das als einziges Land den Handel mit Eisbärprodukten erlaubt. Und natürlich wehren sich die kanadischen Ureinwohner, die Inuit, vehement gegen ein radikales Handelsverbot. Deren Organisationen prangern einen "direkten Angriff auf die Rechte, die Kultur, die Jagdtraditionen und auf den örtlichen Handel" der arktischen Völker an.
Schutz vor Trophäenjägern
Es gibt aber auch Tierschutzorganisationen, die die US-Initiative unterstützen. Eine von ihnen ist der internationale Tierschutzfonds (Ifaw), der ein komplettes Handelsverbot befürwortet. Niemand wolle den Eskimos verbieten, für ihren eigenen Bedarf Eisbären zu jagen, betont Céline Sissler-Bienvenu von der französischen Ifaw-Zentrale. Es sei aber zu befürchten, dass die seit den 50er Jahren geltenden Fangquoten erhöht werden könnten.
Für den Ifaw stellen vor allem die Trophäenjäger eine Gefahr dar, von denen viele aus den USA zur Jagd nach Kanada kommen. Sie zahlten für einen Eisbär-Jagdschein bis zu 30.000 Dollar, berichtet Sissler-Bienvenu. Seit den 90er Jahren werden nach Angaben des Ifaw jährlich 300 Eisbärfelle- oder Trophäen aus Kanada exportiert.
Traditionelle Jagd nicht betroffen
Aktuellen Schätzungen zufolge gibt es derzeit nur noch 19 Kolonien frei lebender Eisbären mit insgesamt 20.000 bis 25.000 Tieren. Zwei Drittel von ihnen leben im Norden Kanadas, die übrigen in Alaska, Grönland, Russland und Norwegen. Die Bestände sind in 15 dieser Kolonien stabil oder leicht rückgängig. Daher wird der Eisbär seit 2008 im Anhang II des Washingtoner Artenschutzabkommens als "verletzlich" eingestuft. Diese Kategorie gilt für Arten, deren Bestand in den drei kommenden Generationen um ein Drittel schrumpfen könnte. Der Handel mit diesen Arten ist eingeschränkt, aber nicht strikt verboten.
Dies wollen die USA nun ändern. Bei dem vom 13. bis 25. März in Doha geplanten Treffen der Unterzeichnerstaaten werden sie eine Einstufung des Ursus arctos in den Anhang I des Abkommens vorschlagen. Damit würde auch die Trophäenjagd zumindest eingeschränkt, hofft Sissler-Bienvenu vom Tierschutzfonds Ifaw. Für die Eskimos hingegen würde der höhere Schutz nichts ändern, betont sie. "Die traditionelle Jagd ist davon nicht betroffen."
Quelle: ntv.de, Anne Chaon, AFP