Pflanzenreste als Energiequelle Unverdauliches wird zu Biosprit
06.03.2010, 13:05 Uhr
Maisstengel und -blätter werden derzeit zu Tierfutter vergoren. Künnftig könnten sie Quelle für Biosprit sein.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Maisstengel könnten in Zukunft zu schade für den Futtertrog sein. Forscher der Universität von Wisconsin (USA) haben eine Methode entwickelt, mit der sich aus unverdaulichen Maisabfällen Biosprit gewinnen lässt. Die Forscher isolierten dafür zunächst die Zuckermoleküle aus den Maisresten. Hefezellen konnten diese Zucker anschließend in den Biotreibstoff Ethanol umwandeln, berichten die Wissenschaftler in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS"). Ihr chemischer Prozess sei unkompliziert, vermutlich auch im großen Maßstab anwendbar und ermögliche es, Pflanzenreste als erneuerbare Energiequelle zu nutzen, schreiben sie.
Für den Menschen unverdauliche Pflanzenblätter und -stengel bestehen hauptsächlich aus Zellulose und Hemizellulose. In beiden sind viele tausend Zuckermoleküle miteinander zu einer komplexen Struktur verknüpft, die sich nur schwer aufknacken lässt. Die Wissenschaftler Joseph Binder und Ronald Raines schafften das jetzt mit der richtigen Kombination aus verdünnter Salzsäure, Wasser und einer ionischen Flüssigkeit - das ist ein Salz, das bei Raumtemperatur flüssig ist. Die ionische Flüssigkeit weicht die Struktur der Biopolymere auf, so dass Säure und Wasser die Verbindungen in ihre Zuckerbestandteile zerlegen können. Die US-Forscher isolierten so innerhalb von wenigen Stunden 70 Prozent des Traubenzuckers aus den Maisabfällen. "Wir erwarten, dass sich unser Prozess auch für andere Biomassen wie Holz oder Gras eignet", schreiben die Wissenschaftler.
Nachteil des neuen Prozesses: Ionische Flüssigkeiten sind sehr teuer. Nach Angaben der Forscher ließen sie sich jedoch später zurückgewinnen und erneut verwenden. Frühere Verfahren, die Biomasse zu Zucker aufspalten, dauern länger oder verwenden potenziell gefährliche konzentrierte Säuren. Maisstengel und -blätter werden derzeit als Silage zu Tierfutter vergoren.
Quelle: ntv.de, dpa