Ozon in der Atmosphäre Verluste der Landwirtschaft
19.11.2007, 09:33 UhrDer erhöhte Ozon-Gehalt der Atmosphäre könnte der Landwirtschaft bis zum Jahr 2100 weltweit Verluste von mehr als 10 Prozent beibringen. Berechnungen US-amerikanischer Forscher zufolge werde der durchschnittliche Ozon-Gehalt weltweit um bis zu 50 Prozent steigen, wenn die Nutzung fossiler Brennstoffe nicht eingeschränkt wird.
Dies könnte auch die auf der Nordhalbkugel erwarteten positiven Auswirkungen des Klimawandels auf die landwirtschaftlichen Erträge wettmachen, schreiben die Forscher im Journal „Energie Policy“. John Reilly vom Joint Program on Science and Policy of Global Change des Massachusetts Institute of Technology (MIT, Cambridge/US-Staat Massachusetts) und seine Mitarbeiter hatten mit Modellrechnungen simuliert, welche Folgen der Anstieg von Temperatur, Kohlendioxid und Ozon auf die Landwirtschaft hat.
Dass der Ozon-Gehalt der unteren Atmosphärenschicht, der Troposphäre, in den nächsten Jahrzehnten steigen wird, ist nach Ansicht der Forscher selbst dann nicht mehr zu verhindern, wenn jetzt weltweit die besten Techniken zur Ozon-Kontrolle eingesetzt würden. Ozon wird in der Troposphäre aus Vorläufersubstanzen gebildet, die bei Verbrennungsprozessen entstehen, wie etwa Stickoxiden und flüchtigen Kohlenwasserstoffen.
Landwirtschaft am stärksten betroffen
Der Ozon-Anstieg wird die Landwirtschaft am stärksten nachteilig betreffen, schreiben nun die Forscher um Reilly. Nicht nur, dass den Analysen zufolge der Ozon-Gehalt vor allem in den Regionen ansteigen werde, in denen es große Anbauflächen gibt – die Feldfrüchte seien auch besonders anfällig für das Gas. Sie werden gedüngt, wodurch sich ihre Blattöffnungen weiten und besonders viel Ozon in die Pflanzen gelangt. „Das ist in etwa so, als wenn ein Mensch an einem Tag mit hoher Ozonbelastung sich draußen körperlich stark betätigt“, umschreibt es Reilly in einer Mitteilung des MIT.
Erträge aus der Waldwirtschaft und der Viehzucht nähmen nur geringfügig ab oder könnten aufgrund des Klimawandels sogar steigen. Die Landwirtschaft hingegen muss weltweit mit Nettoeinbußen von bis zu 40 Prozent rechnen. Regional werden die Auswirkungen sehr unterschiedlich zu spüren sein, schränken die Forscher ein. Einen Teil der Verluste werde dadurch aufgefangen, dass mehr Land für die Landwirtschaft bereitgestellt wird.
Letztlich könnte der Ozon-Anstieg ökonomische Verluste von zehn bis zwölf Prozent nach sich ziehen. Ozon ist ein gasförmiges Molekül aus drei Sauerstoffatomen. Etwa 90 Prozent des Gesamtozons befinden sich in der Stratosphäre, der zweiten Schicht der Erdatmosphäre. Dort ist das Ozon unschädlich, beziehungsweise sogar nützlich, da es die Ozonschicht bildet, die gefährliche ultraviolette Strahlung absorbiert. Gase, wie die Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKWs) zerstören die Ozonschicht. Nachdem der im Abkommen von Montreal 1987 vereinbarten Minderung des Gebrauchs dieser Substanzen, nimmt die Konzentration Ozon abbauender Substanzen seit Mitte der 90er Jahre ab. Experten rechnen derzeit damit, dass sich die Ozonschicht langsam erholt. Das bodennahe Ozon bleibt von diesen Vorgängen unberührt. Wie sich der Klimawandel auf die Entwicklung des Ozongehalts auswirken wird, ist derzeit Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen.
Quelle: ntv.de