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"Das Wetter von morgen" Warnung ohne Panikmache

Der menschengemachte Klimawandel ist spätestens seit dem Bericht des UN-Klimarates im vergangenen Jahr unbestritten. Vor diesem alarmierenden Hintergrund berichtet der Wissenschaftsautor Fred Pearce in seinem Buch "Das Wetter von morgen" von den Brennpunkten der internationalen Klimaforschung.

Fakten zeigen: Wir müssen handeln

Plastisch schildert er Vergangenheit, Gegenwart und mögliche Zukunftsszenarien des Erdklimas. Dabei beschwört er keine apokalyptischen Katastrophen herauf, sondern bleibt stets sachlich und an den Fakten orientiert – und macht damit umso eindringlicher deutlich, dass die Menschheit rasch handeln muss, will sie die bereits in Gang gesetzten Prozesse zumindest mildern.

Pearce beginnt mit den Grundlagen. Er nennt Zahlen zur steigenden Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre, den steigenden Temperaturen und den ersten Auswirkungen. Das sind etwa schmelzende Gletscher, schrumpfendes Schelfeis und auftauende Permafrostböden. Diese Daten vergleicht der britische Umweltjournalist mit jenen zurückliegender Erdzeitalter. Seine Texte machen deutlich, dass sich das Klima keineswegs stetig und graduell ändert. Anhand von Beispielen erläutert er, wie abrupt und verheerend Veränderungsprozesse bei Erreichen bestimmter Schwellenwerte ablaufen können. Klar wird dabei: Dass das Klima seit der letzten Eiszeit eher stabil war, ist erdgeschichtlich eher die Ausnahme als die Regel.

Komplexes verständlich erklärt

Warum dem so ist, erklärt Pearce, indem er Klimaprozesse wie den Treibhauseffekt, sich wandelnde Meeresströmungen und extremer werdende Wetterphänomene beschreibt. Anschaulich verdeutlicht er, wie komplex und schwer durchschaubar Vorgänge wie Sonnenaktivität, Wolkenbildung, chemische Zusammensetzung der Atmosphäre und regionale Luftbewegungen miteinander verzahnt sind und von wie vielen weiteren Faktoren sie beeinflusst werden. Daraus leitet er die Probleme ab, die sich für zuverlässige Prognosen ergeben. Dabei wird deutlich, dass es den einen wahren Propheten nicht gibt. Niemand könne wirklich sicher sagen, wie das "Wetter von morgen" aussehen wird.

Pearces Buch bietet auf hohem Niveau eine überwältigende Fülle an Fakten, Hintergründen und Prognosen für die nächsten Jahre. Neben aktuellen Studien bildeten viele Gespräche mit führenden – auch bezüglich des Klimawandels skeptischen – Wissenschaftlern die Basis der Informationen. Die daraus resultierenden Texte sind so anschaulich und verständlich formuliert, dass auch Laien an ihnen Vergnügen haben.

Warnung mit deutlichen Worten

Pearce verbreitet keine sensationsheischende Panik, aber er warnt mit deutlichen Worten. Dem Leser wird sehr eindringlich verdeutlicht, dass der Klimawandel alles andere als ein Hirngespinst schwarzseherischer Wissenschaftler, sondern eine existenzielle Bedrohung ist – nicht nur für einige Tierarten, sondern auch für die Menschheit. Das alles macht "Das Wetter von morgen" zu einem Buch, dessen Lektüre uneingeschränkt zu empfehlen ist.

Fred Pearce hat sich in seinen Texten und Büchern schon mehrfach mit den Facetten menschengemachter Umweltveränderungen beschäftigt. Bekannt wurde vor allem sein erschütterndes Werk "Wenn die Flüsse versiegen", das sich mit dem Raubbau an der wichtigsten Ressource des Menschen, dem Wasser, und dessen verheerenden Folgen beschäftigt.

Von Annett Klimpel, dpa

Fred Pearce: Das Wetter von morgen. Wenn das Klima zur Bedrohung wird
Antje Kunstmann Verlag, München, 320 Seiten, 19,90 Euro
ISBN 978-3-8889-7490-8

Quelle: ntv.de

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