Ökologische Nachrichten Zeitung oder Internet?
05.12.2007, 13:01 UhrWas schadet der Umwelt mehr: Die Verbreitung von Nachrichten mit der gedruckten Zeitung oder via Internet? Die Antwort liefert eine Gruppe um sa Moberg vom Centre for Sustainable Communications in Stockholm. Sie lautet: Es kommt darauf an, wie lange man liest. Wer sich länger als eine halbe Stunde mit der Zeitung befasst, sollte zum bedruckten Papier greifen, empfehlen die Wissenschaftler. Sind hingegen kürzere Zeiten gefragt – etwa zehn Minuten – schneiden das Internet und neue Geräte aus elektronischem Papier besser ab.
Vielfältiger Energieverbrauch
Die Verbreitung von Texten und Bildern benötigt Energie. Im herkömmlichen Fall sind es die Herstellung von Papier, Druckfarben, der Bau von Druckereien, der Druck selbst und der Transport zum Leser. Bei Nachrichtenangeboten im Internet verbrauchen die Server in den Rechenzentren, der Rechner zu Hause und die Übertragung der Daten Energie. Und beim sogenannten E-Paper müssen die Bildpunkte eines hochauflösenden elektronischen Materials eingefärbt werden, nachdem das Gerät die Daten ebenfalls via Internet oder UMTS empfangen hat.
Zudem müssen sowohl das „Papier“ als auch die Elektronik eines Tages beseitigt oder recycelt werden. Moberg und ihre Kollegen hatten unter anderem einen Versuch der schwedischen Zeitung „Sundsvalls Tidning“ ausgewertet, bei dem das Blatt alle drei Verbreitungswege nutzte. Das Ergebnis: Die Zeitung belastet die Umwelt am meisten durch die Papierherstellung, das Internet vor allem durch seinen Energieverbrauch beim Lesen und das elektronische Papier besonders durch seine aufwendige Produktion.
Eine halbe Stunde Lesen der gedruckten Zeitung hat etwa so negative Auswirkungen auf die Umwelt wie 30 Minuten Lektüre am Bildschirm, schreibt Moberg. Wer noch länger liest, sollte zum Papier greifen. Dieses erweist sich als noch günstiger, wenn mehrere Menschen ein Exemplar nutzen. Wer sich lediglich etwa zehn Minuten lang über das Tagesgeschehen informieren möchte, kann zum Internet oder einem der noch in der Erprobung befindlichen neuen elektronischen Papiere greifen.
Bilder mit kleinen Kügelchen
Eines der ersten derartigen Produkte ist der „iLiad“. Das dünne Display ist etwas kleiner als ein DIN-A4-Blatt und erinnert an den Bildschirm eines Laptops. Kernstück ist eine annähernd papierdünne Folie der US-Firma E-Ink. Darin eingebettet sind viele winzige, durchsichtige Hohlkugeln, die in einer Flüssigkeit weiße und schwarze Pigmente enthalten. Mit Strom lassen sich in den Kügelchen entweder die weißen oder die schwarzen Farbpartikel an die Oberseite ziehen – so entsteht auf Wunsch ein schwarzer oder ein weißer Farbpunkt. Die Auflösung liegt bei 1024 mal 768 Bildpunkten in 16 Graustufen. Ist das Bild – also die Zeitungsseite – einmal übertragen, braucht der „iLiad“ kaum noch Energie, um es zu erhalten. Wie echtes Papier benötigt er – anders als zum Beispiel ein Handy-Bildschirm – auch keine Hintergrundbeleuchtung.
Länger online
Die Menschen sind heute viel länger online als vor einigen Jahren, und vielfach läuft der Rechner durch. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) rechnete aus, dass dies bei einem Ruhezustand-Verbrauch von 20 Watt (so viel wie sieben Energiesparlampen) etwa 24 Euro im Jahr kostet – und durch den Energieverbrauch zur Kohlendioxid-Freisetzung beiträgt. Der Trend, immer und überall online zu sein, der von der Industrie gerade in diesem Jahr propagiert wird, hat seine Kehrseite beim Energieverbrauch. Ein weiterer Teil des Stromproblems sind die sogenannten Data Center – riesige Serverfarmen, die weltweit den explosionsartig wachsenden Datenverkehr bewältigen und rund um die Uhr laufen müssen. Einer Studie zufolge verbrauchten im Jahr 2005 die Server in den USA 23 Milliarden Kilowattstunden. Mit den unverzichtbaren Kühlanlagen und der Begleit- Infrastruktur sollen es sogar 45 Milliarden Kilowattstunden gewesen sein.
Quelle: ntv.de