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"Das zentrale Stresselement" Zeugnisvergabe in Schulen

Die Zeit der Zeugnisvergabe bedeutet für Schüler oft Stress. Zeugnisse sind nach Darstellung des Kasseler Kinderpsychologen Günter Paul "das zentrale Stresselement" im Leben eines Schülers. "Alle halbe Jahre wird da auf die Kinder ein erheblicher Druck ausgeübt, mit dem manche Kinder nicht umgehen können", sagte der ärztliche Direktor der Kasseler Klinik für Kinderpsychiatrie und -psychotherapie in einem dpa-Gespräch. Die Reaktionen reichten in Extremfällen bis zu Selbstmordversuchen, selbst wenn die Schulleistungen gar nicht schlecht seien. Möglich sei auch, dass Schüler seelische Erkrankungen entwickelten, die sie über Jahre begleiteten.

"Es kristallisieren sich bei den Kindern oft Versagensängste heraus, weil die Eltern oder der Schüler selbst irreale Erwartungen stellen", sagte der Arzt. Die Schule sei im Leben eines Kindes das zentrale Element, an dem alles gemessen werde. "Entsprechend groß ist der Druck. Wenn Kinder schwänzen, ist der Grund oft nicht Unlust oder Faulheit, sondern schlicht Angst vor dem Druck."

Eltern sollten ihre Kinder durchaus fordern und Leistung provozieren, sie zugleich aber auch unterstützen. "Bei allem Ansporn muss einem Kind auch klar sein, dass es kein Versager ist, wenn es ein Ziel einmal nicht erreicht", sagte Paul. "Kinder sind noch ungefestigt und haben zuweilen den Eindruck, dass sie eine schlechte Note zu einem schlechten Menschen macht." Gerade bei Zeugnissen balle sich dieser Druck. "Aufgabe der Eltern ist es, Ehrgeiz, nicht Druck zu wecken und dafür zu sorgen, dass Kinder Respekt, nicht Angst haben."

Quelle: ntv.de

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