Himmelsscheibe von Nebra Zinn kam aus England
08.12.2009, 17:06 UhrDas Zinn für die 3600 Jahre alte bronzene Himmelsscheibe von Nebra stammt nach neuesten Untersuchungen mit großer Wahrscheinlichkeit aus England.

Die berühmte Himmelsscheibe von Nebra gilt als älteste konkrete Sternenabbildung der Menschheitsgeschichte.
"Das haben geochemische Analysen ergeben", sagte der Archäometallurge Ernst Pernicka von der Universität Tübingen. Bislang war nur bekannt, dass das Kupfer für die Bronzescheibe aus der Region Mitterberg bei Bischofshofen (Österreich) und das Gold aus Nordwestrumänien stammt. Die Himmelsscheibe zeigt die älteste konkrete Sternenabbildung der Welt. Bronze ist eine Legierung, die hauptsächlich aus Kupfer und einem geringen Anteil an Zinn besteht.
Laut Pernicka zeigen die meisten Ergebnisse, dass das Zinn aus Cornwall im Südwesten Englands stammt. Aber es gibt geringe Abweichungen, danach könnte das Zinn auch aus der nordböhmischen Bergstadt Krupka (Graupen) in Tschechien stammen. Das Zinn aus beiden Orten ähnelt stark in der Zusammensetzung.
Echtheitsbeweis
Außerdem wurde bei den Untersuchungen des Zinns der Himmelsscheibe festgestellt, dass sich die Zinn-Isotope trotz Korrosion über die Jahrtausende hinweg nicht verändert haben. "Das beweist erneut, dass die Himmelsscheibe echt ist", sagte Pernicka.
Die Materialuntersuchungen an der Himmelsscheibe wurden im Rahmen des weltweit größten Forschungsprojektes zur Bronzezeit durchgeführt. An dem rund fünf Millionen Euro Etat beteiligt sich mit 3,3 Millionen Euro die Deutsche Forschungsgemeinschaft Bonn. Seit Januar 2005 arbeiten Wissenschaftler aus Halle, Jena, Tübingen, Bochum, München und Edinburgh (Schottland) an der Entschlüsselung der letzten Rätsel der Himmelsscheibe.
Zwei bereits verurteilte Raubgräber hatten die Himmelsscheibe zusammen mit anderen Bronzestücken 1999 auf dem Mittelberg bei Nebra (Burgenlandkreis) in Sachsen-Anhalt entdeckt. Die Polizei konnte den Schatz im Februar 2002 bei einer fingierten Verkaufsaktion in der Schweiz sicherstellen. Seit Mai 2008 kann das Sensationsobjekt in der Dauerausstellung des Landesmuseums in Halle besichtigt werden.
Quelle: ntv.de, dpa