Absturz der "Phobos-Grunt" Russen geben USA die Schuld
17.01.2012, 11:34 Uhr
Russische Forscher bei der Arbeit an der "Phobos-Grunt"
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Ausgang der Mission der Marsmond-Raumsonde "Phobos-Grunt" ist peinlich für die Russen. Ein Schuldiger muss her. Und der scheint gefunden: Ein US-Radar soll den Flugkörper fehlgeleitet haben, eine Simulation soll das nun beweisen. Sollte sich der Verdacht erhärten, droht ein politischer Streit der beiden Großmächte.
Mit einem aufwendigen Experiment soll der mögliche Einfluss einer US-Radarstation auf den Absturz der russischen Marsmond-Raumsonde "Phobos-Grunt" analysiert werden. Messgeräte, wie sie auch an Bord des Flugkörpers waren, würden in einem Labor in Moskau testweise Radar-Strahlung ausgesetzt, kündigte Juri Koptew von der staatlichen Untersuchungskommission an. Vize-Regierungschef Dmitri Rogosin nannte die Theorie "plausibel", dass ein US-Radar auf den Marshallinseln die Instrumente der Sonde beeinflusst haben könnte. "Falls sich dies bestätigt, würden wir technische und politische Konsequenzen ziehen", sagte er.
Auch der Forscher Alexander Sacharow gab an, dass die rund 13,5 Tonnen schwere Sonde nach dem Start vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan am 9. November 2011 von dem Radar fehlgeleitet worden sein könnte. "Es ist aber nur eine Version, wir legen den Untersuchungsbericht Ende Januar vor", sagte er nach Angaben der Agentur Interfax. Rogosin schloss auch einen Konstruktionsfehler als Grund für die Panne der 120 Millionen Euro teuren Raumsonde nicht völlig aus.
Nach offiziellen Angaben waren die Trümmer von "Phobos-Grunt" rund 1250 Kilometer westlich der im Süden Chiles gelegenen Insel Wellington ins Meer gefallen. Die Raumsonde hatte bis 2014 den Marsmond Phobos erforschen und Proben zur Erde bringen sollen. Wegen der Panne am Triebwerk kam sie aber nicht über die Erdumlaufbahn hinaus. Mit der ersten interplanetaren Mission seit 15 Jahren hatte Russland nach mehreren Rückschlägen wieder international Eindruck machen wollen.
Quelle: ntv.de, dpa