Frage & Antwort

Frage & Antwort, Nr. 22 Halbmond auf der Zwei-Euro-Münze?

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Was ist eigentlich auf den neuen Zwei-Euro-Münzen abgebildet? Das Holstentor habe ich ja noch erkannt. Aber jetzt habe ich eine Münze aus Mecklenburg-Vorpommern bekommen, auf der ein seltsam verschnörkeltes Gebäude abgebildet ist, auf dem eine Art Halbmond thront? (fragt Dirk S. aus Dorsten)

Die deutschen Zwei-Euro-Münzen sind einer besonderen Serie vorbehalten, der Gedenkmünzenserie "Die 16 Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland". Die Münze mit dem Lübecker Holstentor erschien 2006 als erste dieser Serie.

Jede Gedenkmünze steht für ein Bundesland. Das Holstentor machte den Auftakt, weil Schleswig-Holstein 2006 den Vorsitz im Bundesrat inne hatte. In diesem Jahr ist es Mecklenburg-Vorpommern.

Das Bundesratspräsidium folgt übrigens nicht dem Alphabet, sondern der Einwohnerzahl - in absteigender Reihenfolge. Aber Schleswig-Holstein mit seinen rund 2.800.000 Einwohnern liegt doch deutlich vor Mecklenburg-Vorpommern, wo nur knapp 1.700.000 Menschen leben. Eigentlich hätte also Brandenburg (gut 2.500.000 Einwohner) die Präsidentschaft übernehmen müssen.

Ein Engel mit Lanze

Das liegt daran, dass sich die Reihenfolge der Präsidentschaft vorläufig noch an den Bevölkerungszahlen von 1990 orientiert, erklärt die Pressestelle des Bundesrats. Und 1990 lag Mecklenburg-Vorpommern in der Zahl der Einwohner noch unmittelbar hinter Schleswig-Holstein.

Doch wir sind vom Thema abgekommen. Was ist denn nun auf der neuen Zwei-Euro-Münze abgebildet? Es ist das Schweriner Schloss, das Wahrzeichen der Landeshauptstadt. Und warum prangt ein Halbmond über dem Schweriner Schloss?

Es ist natürlich kein Halbmond, sondern ein Engel mit einer Lanze. "Das ist der Erzengel Michael", weiß die freundliche Mitarbeiterin der Schweriner Tourist-Information. Warum Michael? Die Dame ist überfragt. Sie verweist auf das Staatliche Museum Schwerin, das im Schloss untergebracht ist.

Denkmal für die preußischen Soldaten

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Dort wird schnell klar: die eine Antwort gibt es nicht. "Ganz grundsätzlich symbolisiert der Erzengel Michael als Bezwinger des Teufels den Kampf gegen das Böse", erklärt Susanne Klett, Mitarbeiterin im Schlossmuseum. Darüber hinaus könnte er den Sieg des Christentums über die heidnischen Slawen verkörpern: Unter Michael steht in einem offenen Bogen ein Reiterstandbild des Obotritenfürsten Niklot, der von Heinrich dem Löwen im "Wendenkreuzzug" unterworfen wurde.

Vielleicht liegt der Grund jedoch nicht im Mittelalter, sondern im 19. Jahrhundert. Die Michaelsfigur stammt von dem Bildhauer August Kiss und wurde ursprünglich als Denkmal für die preußischen Soldaten entworfen, die 1849 an der Niederschlagung der badischen Revolution beteiligt waren. Georg Adolph Demmler, der zunächst für den Umbau des Schweriner Schlosses zuständig war, engagierte sich für den Erhalt des 1849 erlassenen "Staatsgrundgesetzes von Mecklenburg-Schwerin" - auch nachdem die neue Verfassung ein Jahr später wieder außer Kraft gesetzt wurde. Deshalb wurde er 1851 als Hofbaumeister des Großherzogs abgesetzt. Es war sein Nachfolger, der Berliner Friedrich August Stüler, der die Kiss-Figur auf die Prunkkuppel setzen ließ, erklärt Susanne Klett. Ob dies als Statement gegen die Demokratie und gegen Demmler gemeint war? Man weiß es nicht.

Ein Prachtbau

Malerisch und sehenswert: das Schweriner Schloss.

Malerisch und sehenswert: das Schweriner Schloss.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Und warum wurde das Schweriner Schloss als Motiv für Mecklenburg-Vorpommern ausgewählt? Der Entwurf für die Zwei-Euro-Münze stammt von dem Berliner Münzgestalter Heinz Hoyer. Er fand, dass das Schweriner Schloss Mecklenburg-Vorpommern am besten repräsentiert. Die zuständige Jury folgte ihm darin; sein Entwurf habe "Symbolkraft für das Land in seiner touristischen Vielfalt von Natur, Historie, Kunst und Moderne", befand sie.

Die Münze erschien am 2. Februar; am selben Tag eröffnete im Münzkabinett des Staatlichen Museums Schwerin eine Sonderausstellung "Geprägte Erinnerung - 150 Jahre Schweriner Schloss auf Münzen und Medaillen". Denn das Schweriner Schloss wird in diesem Jahr 150 Jahre alt.

Der Prachtbau mit seinen unzähligen Türmchen, Balustraden und Erkern war im Mai 1857 nach grundlegender Umgestaltung neu eingeweiht worden. Vorbild war das Schloss Chambord an der Loire. Die Feierlichkeiten dauerten seinerzeit drei Tage - das heutige Schwerin will dem nicht nachstehen. Zu Pfingsten findet ein Schlossfest unter dem Motto "Zeitenreise" statt: "Von der Residenz des Großherzogs zum schönsten Parlamentssitz Deutschlands". Wie vor 150 Jahren soll ein Festzug durch die ganze Stadt führen.

P.S.: Bis ins 20. Jahrhundert war das Schloss Residenz der Mecklenburger Herzöge. Seit 1990 ist das Schweriner Schloss Sitz des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern. Das Zitat vom "schönsten Landtagssitz Deutschlands" stammt von Richard von Weizsäcker. Er hatte die Landeshauptstadt 1990 als Bundespräsident besucht. Wenn seine Gesundheit es zulässt, will er auch beim 150-jährigen Jubiläum dabei sein.

Quelle: ntv.de

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