Zu Beginn des Sommers Wieso ist der Juni nicht am heißesten?
25.08.2009, 08:00 Uhr
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Wie kommt es, dass es in Deutschland meist im Juli und August am heißesten ist, obwohl doch die Sonne Ende Juni am höchsten steht und die Tage dann am längsten sind? (fragt Alexander K. aus Berlin)
Diese Frage geben wir an Dr. Eric Schlosser vom Süddeutschen Klimabüro des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung weiter. Schlosser bestätigt, was wir fühlen: "Der Juli und August sind im Mittel deutlich wärmer als der Mai und Juni." Der Wissenschaftler zieht Messwerte des Deutschen Wetterdienstes heran, die es belegen: Gemessen über einen Zeitraum von knapp 30 Jahren war der Juni auf Helgoland im Mittel 13,8 °C warm, der Juli 15,8 °C und der August 16,6 °C. Im September wurde es mit 14,9°C wieder kälter. Eine etwas andere Temperaturentwicklung ergab sich in Karlsruhe: Dort wurden im Juni durchschnittlich 17,5°C gemessen, der Juli war mit 19,6°C deutlich wärmer, der August nicht mehr ganz so warm, nämlich nur 18,8°C, und im September wurde es mit 15,4°C wieder spürbar kälter.

Das Maximum der mittleren Tagestemperatur wird in Karlsruhe fünf bis sechs Wochen nach dem Sonnenhöchststand erreicht. Auf Helgoland beträgt die Verzögerung durch die Nähe zum Meer sogar sieben Wochen.
"Offensichtlich", folgert Schlosser, "bestimmt nicht allein der Sonnenstand, wann die höchste, mittlere Temperatur im Jahr erreicht wird. Der Zeitpunkt hängt auch vom Ort ab." Doch wie kommt es, dass die höchsten Tagestemperaturen nicht dann zu erwarten sind, wenn die Sonne am höchsten steht? Schlosser erklärt dieses Phänomen mit einem Vergleich: An einem sonnigen Sommertag ist es auch nicht zur Mittagszeit am heißesten, also um etwa 12.30 Uhr, sondern nachmittags zwischen 16 und 17 Uhr. "Ähnlich, aber auf größerer räumlicher und zeitlicher Skala, verhält es sich auch mit dem Temperaturverlauf eines Jahres", so der Klimaexperte.
Was es mit dieser Verzögerung auf sich hat? "Sie ist zu erwarten, weil Wärme, die über den Winter verloren gegangen ist, erst wieder in den Wasser- und Landmassen gespeichert wird. Vor allem das Wasser der Ozeane kann viel Wärme speichern, und auch das Schmelzen von Eis benötigt Energie. Außerdem haben örtliche Klimafaktoren wie Meeresströmungen und saisonal typische Großwetterlagen einen Einfluss", erläutert der Meteorologe. "Deswegen", so Schlosser abschließend, "ist das Maximum der mittleren Temperaturen um etwa sechs Wochen gegenüber dem Maximum der Sonneneinstrahlung verschoben."
Übrigens: Die Jahreszeiten haben ihren Grund in der Neigung der Erdachse zur Erdumlaufbahn. Die Nordhalbkugel ist im Sommer der Sonne zugewandt, und die Tage sind länger. Die über den Tag aufsummierte Sonneneinstrahlung ist dann am größten, obwohl die Sonne aufgrund des größeren Abstandes zur Erde zu diesem Zeitpunkt ein wenig schwächer scheint. Das wiederum liegt daran, dass die Erdumlaufbahn um die Sonne eine leicht elliptische Form hat. Dies hat noch eine weitere, recht erfreuliche Folge: Auf der Nordhalbkugel ist der Sommer gut drei Tage länger als der Winter.
Quelle: ntv.de