Hinten und vorne gut bestückt HTC Desire Eye ist der Selfie-König
11.12.2014, 06:09 Uhr
Das HTC Desire Eye hat eine tolle Frontkamera.
(Foto: jwa)
Man sieht es ihm nicht sofort an, doch das Desire Eye ist ein Spitzen-Smartphone mit erstklassiger Technik. In der hart umkämpften Premiumklasse hat es mit seiner hochauflösenden Frontkamera einen Trumpf im Ärmel.
HTC setzt bei seinen Smartphones schon länger auf besondere Kamera-Technik. Nach dem Ultrapixel-Sensor des ersten HTC One und der Duo Camera des HTC One (M8) kommt jetzt mit dem Desire Eye ein Smartphone, das ganz auf Selfies spezialisiert ist: Die Frontkamera hat eine Auflösung von 13 Megapixeln und eine eigene Doppel-LED-Leuchte. Auch sonst ist das Desire Eye gut ausgestattet, selbst wenn man ihm seine Spitzentechnik auf den ersten Blick gar nicht ansieht.
Der Schein trügt
Aber man soll Bücher bekanntlich nicht nach ihrem Einband beurteilen, und auch das Desire Eye hat mehr unter der Haube, als sein Äußeres vermuten lässt. Vielleicht ist es die Farbwahl, das zweifarbige Design und der poppige Kontrast zwischen dem weißen Gehäuse und dem feuerroten Streifen, der das Smartphone umfasst; oder es ist die Wahl des Materials – das Desire Eye ist in matten Kunststoff gehüllt, während die letzten Spitzenmodelle von HTC allesamt ein kühles, edles Aluminiumkleid trugen. Jedenfalls wirkt das Smartphone auf den ersten Blick nicht wie ein rund 520 Euro teures Oberklasse-Gerät.
Doch der Schein trügt: Das Display ist brillant und knackig scharf, mit einer Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixeln auf 5,2 Zoll erreicht es eine Pixeldichte von satten 424 ppi. Im Sichtvergleich mit Samsungs Kurvenwunder Galaxy Note Edge schneidet es bei Helligkeit, Farbdarstellung und Kontrast sogar etwas besser ab, die Blickwinkelstabilität ist fast gleich gut.
Der Akku zählt mit 2.400 Milliamperestunden aber nicht zu den stärksten seiner Klasse und bietet nur die gewohnte Ausdauer von rund einem Nutzungstag bei durchschnittlicher Beanspruchung. Im Schongang hält das Desire Eye rund anderthalb Tage durch. Die Leistung überzeugt allerdings auf ganzer Linie: Eingaben verarbeitet das Desire Eye ohne Verzögerung, Apps starten blitzschnell, die Kamera ist sofort bereit, das flotte Navigieren durch die Menüs, Homescreens und Einstellungen macht Freude.
Auch das Material fühlt sich hochwertiger an als zuerst angenommen. Das Kunststoffgehäuse erweist sich als Handschmeichler, die Oberfläche ist zugleich griffig und samtig weich, eine gelungene Mischung aus der Gummierung des Nexus-5-Gehäuses, dem weichen Rücken des Galaxy S5 und den glatten, schnell schmierig wirkenden Rückseiten des Galaxy S4 oder des LG G2. HTC zeigt beim Desire Eye also erneut ein Händchen für gute Verarbeitung. Obendrein ist das Desire Eye wasserdicht und staubgeschützt – das IP67-Zertifikat bescheinigt ihm Immunität gegen zeitweiliges Untertauchen von maximal 30 Minuten in bis zu einem Meter Tiefe. Einziger Dämpfer ist die Lautstärkewippe, die zu viel Spiel hat.
Wo HTC bei seinen Spitzenmodellen die Frontlautsprecher mit ausgezeichnetem Stereoklang prominent an der Gerätefront platziert hat, muss man diese hier fast mit der Lupe suchen: In schmalen Schlitzen ober- und unterhalb des Displays liegen sie verborgen. Das ist dezent und aus Design-Sicht clever gelöst, allerdings dürften sich die circa 1 Millimeter breiten Aussparungen schnell als Staubfänger erweisen. Dafür klingen die Lautsprecher ähnlich gut wie beim One M8.
Das Zyklopenauge
- System: Android 4.4.4 + HTC Sense 6.0
- Display: 5,2 Zoll, 1.920 x 1.080 Pixel, 424 ppi
- Prozessor: Qualcomm Snapdragon 801, Quad Core, 2,3 GHz
- Arbeitsspeicher: 2 GB RAM
- Interner Speicher: 16 GB + microSD (bis zu 128 GB)
- Rückkamera: 13 Megapixel, f/2.0, 28 mm, Dual LED
- Frontkamera: 13 Megapixel, f/2.2, 22 mm, Dual LED
- Konnektivität: LTE, WLAN 802.11 a/b/g/n, Bluetooth 4.0, GPS, NFC
- Akku: 2.400 mAh
- Abmessungen: 151,7 x 73,8 x 8,5 mm
- Gewicht: 154 g
- Besonderheiten: Wasser- und staubgeschützt (IP67), Stereolautsprecher, Schnellladefunktion
Hauptmerkmal des Desire Eye ist aber natürlich auch nicht der Sound, sondern die große Frontkamera, die wie ein Zyklopenauge mittig oberhalb des Displays sitzt. Selbst aktuelle Spitzen-Smartphones haben oft nur gering auflösende Frontkameras, Werte jenseits der 5 Megapixel sind eine Seltenheit, das Huawei Ascend P7 ist mit seiner 8-Megapixel-Frontlinse schon ganz vorne mit dabei. Das Desire Eye setzt hier neue Maßstäbe: Mit 13 Megapixeln, Touch-Fokus und einem eigenen Dual-LED-Blitz schwingt es sich zum Selfie-Weltmeister auf.
Beide Kameras haben fast die gleiche Ausstattung, die Rückkamera mit 28 Millimeter allerdings etwas weniger Weitwinkel als die Frontlinse (22 Millimeter). Dafür ist diese mit einer maximalen Blendenöffnung von f/2.2 nicht ganz so lichtstark wie die Kamera auf dem Rücken (f/2.0). Ihre Bilder sind nahezu auf gleichem Niveau: gut, aber nicht herausragend. Die Frontkamera neigt bei Selbstporträts zur übermäßigen Weichzeichnung.
An die Bildqualität von Samsungs Galaxy-Flaggschiffen und vor allem von Apples iPhones kommt das Desire Eye nicht ganz heran. Zudem hat es bei Kunstlicht mitunter Probleme mit dem Weißabgleich. Pluspunkte gibt es aber für die Kamera-App Eye Experience: Zahlreiche Extra-Optionen machen die Aufnahme von Selbstporträts zum Kinderspiel, zum Beispiel die Auslösung per Sprachbefehl oder durch ein Lächeln. Auch der Touch-Fokus ist für eine Frontkamera nicht selbstverständlich, zudem verfügt sie über eine automatische Gesichtserkennung, die einmal erkannte Gesichter im Sucherbild stets im Fokus hält. Hautunreinheiten werden bei Bedarf per Software geglättet, abgerundet wird das Kamera-Paket durch spezielle Aufnahmemodi wie einen geteilten Bildschirm, bei dem eine Bildhälfte mit der Front- und eine mit der Rückkamera aufgenommen wird.
Nicht nur Foto-Enthusiasten dürften sich über den separaten Kamera-Auslöser an der Geräteseite und die manuellen Einstellungsmöglichkeiten freuen: Wie auch schon beim HTC One (M8) lassen sich im manuellen Modus nicht nur Weißabgleich, Belichtung und ISO, sondern auch Verschlusszeit und Schärfeebene selbst festlegen. Individuelle Einstellungen zu Schärfung, Kontrast, Farbsättigung oder Bildstilen können außerdem als eigener Aufnahmemodus dauerhaft gespeichert und dann ganz einfach abgerufen werden.
Unterm Strich bleibt ein durchweg positiver Eindruck: Das Desire Eye ist ein klasse Smartphone, das mehr kann, als man es seinem farbenfrohen, verspielten Äußeren zutraut und in Sachen Leistung und Display mit der Smartphone-Oberklasse mithalten kann. Wer mit dem großen 5,2-Zoll-Display zurechtkommt und gerne mit dem Handy fotografiert, bekommt hier eine interessante Alternative zu anderen aktuellen High-End-Geräten. Die Kamera-App ist gut durchdacht und bietet einige Extras, die die Konkurrenz nicht im Programm hat. Der Wasserschutz und ein microSD-Steckplatz sind weitere Pluspunkte.
Quelle: ntv.de